Auf nach Auckland

Auf der Fahrt von Whangārei nach Auckland müssen wir eigentlich keine allzu lange Strecke zurücklegen, es sind ganze 155 km. Trotzdem kündigt uns das Navi eine Fahrzeit von zweieinhalb Stunden an. Die Entfernungen in Neuseeland sollten nicht unterschätzt werden, das Straßennetz ist anders ausgebaut als etwa in Deutschland. So verfügen die Kiwis insgesamt nur über 150 km Autobahn in der Nähe der Städte Auckland, Wellington und Christchurch. Immerhin sind von den 90.000 km Straße fast zwei Drittel asphaltiert. Brücken sind auf Nebenstrecken oft nur einspurig und bedingt durch die Topographie geht es auf den kurvigen Straßen oft steil bergauf und bergab. Auch auf der Staatsstraße #1, auf der wir unterwegs sind. Dafür gibt es aber auch immer wieder schöne Ausblicke:

Zunächst sehr ländlich, wird es etwa 50 Kilometer vor Auckland dann deutlich urbaner. Das Seebad Orewa verfügt über einen breiten Strand, liegt schon im Einzugsgebiet der Großstadt und dient wohl auch als Sommerfrische. Hier machen wir eine kurze Kaffeepause, bevor wir uns in den Großstadtverkehr stürzen, vor dem Jacquie und Phil uns gewarnt haben. Insbesondere die Nord-Süd-Brückenverbindung über den Waitematā Harbour ist ein echtes Nadelöhr. Kommt uns aus Hamburg irgendwie bekannt vor.

Am Ende kommen wir aber am frühen Nachmittag so gut durch, dass wir beschließen, uns vom Fernsehturm aus noch einen Überblick (im Wortsinn) von Stadt, Hafen und den Inseln im vorgelagerten Hauraki Golf zu verschaffen.

Von unserer schönen AirBnb-Unterkunft aus ist es nah hinauf zu diesem Wahrzeichen Aucklands. Aber auch nah hinunter zum Hafen. Vom Balkon aus können wir beides sehen.

Hinauf und hinunter trifft es, vom Höhenprofil erinnert uns Auckland durchaus an San Francisco.

Jetzt also erstmal rauf, und wie! Mit 328 m ist der Sky Tower in Auckland der höchste Fernsehturm der südlichen Hemisphäre. Entsprechend ist der Blick von der Aussichtsplattform wirklich atemberaubend:

Das gilt umso mehr, wenn ich dabei auf einer Glasplatte mit aufgeklebter Weihnachtsdeko stehe und an den eigenen Füßen vorbei nach unten schauen kann. Vor allem, wenn ich dabei noch bedenke, dass etwa 12.700 km genau unter mir Europa liegt, die Leute dort „umgekehrt“ also mit den Füßen zu mir auf der Erde stehen.

☺️

Und wir sind hier her gesegelt. Außen rum und damit um einiges weiter. In sechseinhalb Jahren mit ein paar zusätzlichen Umwegen einmal halb um die Welt. Und Ende der Woche brauchen wir mit dem Flugzeug nur 28 Stunden für die Reise zurück zu einem Heimatbesuch. Wow. Und Prost!

Neuseelands Northland, die Possums und Hundertwasser

Die letzten Tage hier nutzen wir, um auch die Umgebung von Whangārei im Bezirk Northland noch etwas zu erkunden.

Ein Ausflug führt uns hinauf zur Bay of Islands, die wir nächstes Jahr unbedingt mit dem Boot besuchen möchten. Die Nebenstraße über Helena Bay auf der Strecke von Whangārei nach Russel lässt mein altes Motorradfahrer-Herz höher schlagen, obwohl wir mitten Auto unterwegs sind. Etwa 100 km lang finden sich kaum mal 200 m gerade Strecke. Dabei geht es bergauf und bergab, durch Wälder, Wiesen und an der schroffen Küste mit eingestreuten kleinen Stränden entlang.

Ein bisschen Viehwirtschaft, wenige kleine Ortschaften, kaum Verkehr. Eine halbe Stunde lang zählen wir den Gegenverkehr und die plattgefahrenen Possums auf der zumeist schmalen, gewundenen Straße. Es sind weniger entgegenkommende Autos als totgefahrene Possums. Diese nachtaktiven Beutelsäuger sind extrem unbeliebt in Neuseeland. Die Fuchskusus (so der deutsche Name) sind etwas größer als eine Hauskatze. Um 1850 herum wurden sie aus Australien zum Aufbau eines Pelzhandels eingeführt. In Australien sind diese Beuteltiere inzwischen geschützt. In Neuseeland aber haben sie keine natürlichen Feinde. Insofern vermehrten sie sich explosionsartig. Viele Neuseeländer überfahren sie deshalb lieber absichtlich, als ihnen auszuweichen, denn Possums haben sich zu einer heute bekämpften Plage für die originäre neuseeländische Planzen- und Vogelwelt entwickelt.

Wo ich schon bei der neuseeländischen Vogelwelt bin 😉:

Wir beobachten unter anderem die typisch neuseeländischen schwarzblauen Tui (-Honigvögel) mit ihrem auffälligen hellen Federbüscheln am Hals und die kaum golfballgroßen Neuseeland-Fächerschwänze (Pīwakawaka oder Fantail) sowie die etwa sperlingsgroßen Graumantel-Brillenvögel. Letztere kamen (wie die Possums) erst im 19. Jahrhundert nach Neuseeland. Da sie aber nicht vom Mensch eingeführt wurden, sondern vermutlich ein Schwarm durch einen Zyklons auf natürlichem Weg von Australien hierher abgetrieben wurde, gelten sie nicht als invasive, sondern als heimische Art. Die Pflanzen- und Tierwelt Neuseelands hat halt so ihre Eigenarten. Es ist kompliziert.

Russel selbst ist ein kleiner Touristenort auf einer langgezogenen und buchtenreichen Halbinsel in der Bay of Islands.

Insbesondere an der Uferpromenade finden sich einige viktorianische Holzbauten, die heute zumeist als Cafés und Restaurants genutzt werden.

Von Russel aus nehmen wir die Fähre hinüber nach Opua. Hier klarieren die meisten Segler nach Neuseeland ein, so wie wir das ja ursprünglich auch geplant hatten. Gerade am Vortag ist die Terikah angekommen. Wir hatten Jen und Cris mit ihren Kindern Calder und Cora in Mexiko kennengelernt und zuletzt in Französisch Polynesien getroffen, die Wiedersehensfreude ist groß und wir schnacken längere Zeit auf ihrem Katamaran.

In Opua machen wir außerdem noch einen herrlichen Waldspaziergang auf dem Opua Kauri Walk.

Zwischen hohen Baumfarnen und vielen Kauri-Bäumen hindurch geht es zu einer Aussichtsplattform nahe einem etwa zwei Meter im Durchmesser aufweisendem jahrhundertealten Exemplar dieser den Maorí als heilig geltenden Bäume.

Auf der Rückfahrt nach Whangārei machen wir einen kurzen Zwischenstopp in Kawakawa. Die Hauptattraktion (vielleicht auch die einzige) in dieser kleinen Ortschaft ist die öffentliche Toilette. Was zunächst skurril anmutet, geht auf den bekanntesten Bewohner des Ortes zurück: der Allrounder-Künstler Friedensreich Hunderwasser wohnte hier ganz in der Nähe von 1975 bis zu seinem Tod im Jahr 2000. Direkt hinter der von ihm gestalteten Toilette gibt es auch einen kleinen Hundertwasser-Park mit einer Bibliothek.

Wir waren zwar in Wien (Hundertwasserhaus), Uelzen (Hundertwasserbahnhof) und Hamburg (Hundertwassercafé) und zuletzt eben Whangārei schon mehrfach auch mit dem architektonischen Werk Hundertwassers in Berührung gekommen, wussten bisher aber nicht, dass er in seinen späten Jahren Neuseeland als Wahlheimat ausgesucht hatte.

Dazu können wir dann bei einem Besuch der Dauerausstellung im Hundertwasserhaus in Whangārei noch mehr spannendes erfahren. Etwa, dass Hundertwasser selbst Segler war und sein Schiff, die REGENTAG, auf Teilstrecken auch eigenhändig vom Mittelmeer nach Neuseeland gebracht hat.

Und zum Beispiel, dass er eine so enge Beziehung zu seinem Schiff hatte, dass er seinen Künstlernamen (bürgerlich hieß er Friedrich Stowasser) erweiterte auf Friedensreich Hundertwasser Regentag Dunkelbunt.

Ein wenig dunkel und ziemlich bunt wird es dann auch noch bei unserer allerletzten Aufgabe in Whangārei: Wolle abholen. Der skurril und ein bisschen dunkel anmutende Teil: in Neuseeland gibt es eine besondere Wolle: neben 80% heimischer Merino-Schafwolle wird 20% Possum eingesponnen. Das weiche Fell der zum Schutz der heimischen Natur gejagten Possums besteht nämlich aus hohlen Haarfasern, die sich nicht nur gut anfühlen, sondern dadurch auch besonders isolierende und Feuchtigkeit transportierende Eigenschaften aufweisen. Der bunte: Helene mit ihrer Garagenfirma HappyGoKnitty färbt diese besondere Wolle in Handarbeit ein und versendet sie dann auf Bestellung in die ganze Welt. Wir haben aber den Luxus, sie direkt bei ihr abholen zu können und uns dabei die Wolle und den Prozess ihrer Entstehung von ihr erklären zu lassen.

Oh, und da wir jetzt ja aus dem neuseeländischen Frühsommer direkt in die ersten deutschen Wintertage fliegen (wir haben Schneebilder gesehen!), hat Wiebke sich zu ihrem Tuch rechtzeitig noch eine passende Mütze fertig gestrickt. Noch nicht aus Possumwolle, aber damit kann ja dann das nächste Strick-Projekt starten.

Was liegt an?

Nur ein paar Tage bleiben uns noch in Whangārei, dann fahren wir schon nach Auckland. Und von da aus fliegen wir Ende nächster Woche nach Deutschland.

Flora steht aufgebockt auf dem Gelände von Dockland 5, sie hat sich einen Kur-Aufenthalt wahrlich verdient.

Die sechseinhalb Jahre Dauerbelastung sind nicht ganz spurenlos geblieben, da ist tatsächlich Allround-Wellness angesagt.

Ganz oben auf der Liste stehen die Checkups unserer beiden Dieselmotoren, also Hauptmaschine und Generator. Da ist mal ein bisschen mehr zu tun als die von uns regelmäßig durchgeführten Öl-, Filter- und Impellerwechsel. Turbo und Wärmetauscher werden ausgebaut. Der letztere bietet gleich eine unangenehme Überraschung. Beim Ausbau zeigt sich, dass eine verdeckt liegende Dichtung ihrem Namen nicht mehr ganz gerecht wird. „Gerade noch rechtzeitig“, sagt der Mechaniker.

Ebenfalls weit oben auf der Liste stehen die Borddurchlässe und Seeventile. Löcher im Schiff verdienen halt besonderes Augenmerk. Flora hat davon eine ziemlich große Anzahl. Schon ab Werk, erst recht aber durch die Nachrüstungen des Vorbesitzers (Wassermacher, Generator und Klimaanlage). Allein im hinteren Bad befinden sich sieben Borddurchlässe, alle aus seewasserbeständigem Messing, wie es ab Werk verbaut wird. Das leidet allerdings in dem warmen Salzwasser ziemlich heftig unter Korrosion beziehungsweise Auszinkung. Wir wollen es deshalb – da wo es geht – durch korrosionsresitente TrueDesign-Komposit-Fittinge ersetzen.

Hier als Beispiel die Batterie von fünf Seeventilen im hinteren Bad, zwei weitere befinden sich im Waschbeckenunterschrank gleich daneben.

Leider sind bei weitem nicht alle Seeventile so gut zugänglich wie diese, insbesondere im Motorraum geht es ziemlich eng zu.

Im Bad gibt es noch eine weitere Baustelle: der Abwassertank hat ein kleines Leck. Eine der Schweißnähte des Edelstahltanks scheint ein nadelgroßes Loch aufzuweisen. Hoffentlich kann er geschweißt werden. Der Tank muss also raus. Nachdem wir die Wandverkleidung und das WC abgebaut haben, sieht das Ganze so aus:

Auch diese Ventile sollen raus, sie sind extrem schwergängig geworden. Die hinter dem Tank verbaute Tankentlüftung und das seitlich (durch den Motorraum geführte Knie zum anschließenden Schlauch der Tankabsaugung via Decksstutzen verkomplizieren den Ausbau des Tanks allerdings erheblich. Es ist eben ein Boot.

Was noch?

Die Segel bringen wir zur Durchsicht und Ausbesserung zum Segelmacher.

Die Gangschaltung nehmen wir uns selbst vor. In Aitutaki auf den Cook Islands hatte ja beim Anlege-Hafenmanöver das Gasgeben im Rückwärtsgang nicht mehr geklappt. Murphy‘s Law.

Offenbar war ein Mitnehmer innerhalb der Gangschaltung gebrochen. Bei geöffneter Steuersäule konnten wir den Gang manuell auf der Rückseite der Gangschaltung wechseln, immerhin war ein “Workaround“ gefunden. Aus Deutschland brachten wir dann nach Samoa eine Ersatzschaltung mit. Einbauen konnten wir sie allerdings nicht, da sich der Schalthebel nicht lösen ließ. Weder Rostlöser noch Hitze- und Kälteanwendungen brachten Abhilfe, selbst gutes Zureden half nicht.

Hier in Whangārei gehen wir es nochmal an, Kommen aber zerstörungsfrei nicht weiter. Der Konus, auf dem der Schalthebel sitzt, bricht irgendwann. Immerhin, das eröffnet uns die Möglichkeit, die zwischen äußerer Edelstahlplatte und innerem Stahlblech komplett fest gegammelten Schrauben auszubohren und den Schaltmechanismus innerhalb der Steuersäule zu lösen. Dafür müssen wir aber die Steuersäule auseinander bauen und die darin befindliche Elektrik und Elektronik trennen. Dabei natürlich schön beschriften, damit wir das jemals wieder zusammensetzen können.

Die Solarpanel auf dem Bimini funktionieren nur noch teilweise. Die (älteren) SunWare-Panel laden noch immer gut, die (neueren) Sunbeam-Panel haben schon eine völlig matte Oberfläche und geben den Geist auf. Dabei hatten wir für die erst in Tahiti eine mit Klett abgedeckte Reißverschluss-Halterung auf das Bimini nähen lassen. Wir finden hier in Whangārei semiflexible Panele in passender Größe und lassen bei einer Sattlerei die gleichen Reißverschlüsse darannähen.

Wo wir schon dabei sind, kaufen wir auch noch zwei feste Panele, die unser großes 400 Wattpeak-Panel auf den Davits ergänzen sollen. Dafür ist jetzt bei einem Aluminium-Schweißer ein geänderter Halte-Rahmen in Auftrag gegeben.

Wegen der schäbig gewordenen Salonpolster sprechen wir mit verschiedenen Polstereien.

Für das Auffrischen des Coppercoat-Unterwasseranstrichs und die erforderlichen Ausbesserungen geben wir einen Auftrag an den Spezialisten vor Ort.

Und noch dies und noch das. Die Tage vergehen im Flug. Um so besser, wenn dann zum Feierabend der Blick hinunter auf Whangārei meistens eben doch klar und die Berge nicht regenverhangen sind.

Rausgeholt und trotzdem nass.

Es ist soweit, Flora kommt mal wieder aufs Trockene. In Whangārei wird sie mit dem Travellift aus dem Wasser gehoben. Jedesmal aufs Neue ist das für uns ein nervenaufreibender Moment. Aber die Mitarbeiter hier auf der Werft machen das etwa neunmal am Tag, für sie ist es Routine. Per Headset sind sie miteinander verbunden. Ruhig und doch äußerst aufmerksam gehen sie zu Werk. Die Gurte sitzen zunächst genau auf den Markierungen, aber dabei kommt Floras Vorstag ziemlich nah an den Querträger des Travellifts. Lieber noch mal schauen: zum Log-Lot-Geber hat der vordere Gurt noch über einen Meter Platz. Also noch mal ins Wasser und den Gurt einen halben Meter versetzen, jetzt passt es oben besser mit dem Vorstag.

Raus, mit Hochdruck das Unterwasserschiff abstrahlen und dann die Fahrt übers Werftgelände zum Stellplatz mit stehendem Mast absetzen und den Lagerbock anpassen. Das alles klappt noch, bevor der Regen einsetzt.

Während wir danach drinnen mit Bootsarbeiten und Vorbereitungen für die Zeit „on the hard“ beschäftigt sind, fängt es aber kräftig an zu pladdern. Und dabei bleibt es bis in den Abend hinein. Bis zum Heimflug haben wir uns ein AirBnB gegönnt um nicht auf der Bootsbaustelle zu wohnen und für jeden Toilettengang über die Leiter hinabsteigen zu müssen. Eigentlich haben wir von unserer kleinen AirBnB-Wohnung hoch auf einem Hügel über der Stadt einen schönen Blick über Whangārei. Nicht touristisch gestriegelt, sondern eben über Einkaufszentren und Industriegebiet hinweg, aber man kann auch die goldene Kuppel des Hundertwasser-Gebäudes im Zentrum ausmachen und die grünen Berge hinter der Stadt rahmen das ganze durchaus malerisch ein. Heute allerdings nicht:

Whangārei Harbour

Die Stadt Whangārei liegt etwa 20 km von der eigentlichen Ostküste Neuseelands entfernt im Landesinneren. Und doch liegt sie direkt am Wasser, denn der Hātea River verbreitert sich gleich hinter der Stadt fast seeartig. Jedenfalls bei Hochwasser, obwohl selbst dann die Mangroven schon einen Teil des Überflutungsgebietes bedecken. Bis es dann an den Felsformationen der Whangārei Heads wieder eine schmale Flussmündung wird, ergibt sich eine weitläufige Wasserfläche mit vielen Buchten, eben der Naturhafen Whangārei Harbour.

Bei Ebbe allerdings zeigt sich ein ganz anderes Bild. Etwa zwei Meter beträgt der Tidenhub, aber das reicht aus, um die Landschaft völlig zu verändern. Sandbänke und Inselchen tauchen bei Ebbe auch im äußeren Teil des Whangārei Harbour auf, der innere Teil fällt sogar auf etwa Dreiviertel seine Fläche trocken. Ein schmales, gut betonntes Fahrwasser führt unter einer auf Anforderung öffnenden Klappbrücke hindurch bis zum Ort, aber selbst das ist für Kielboote wie unsere Flora nur um Hochwasser herum sicher zu befahren.

Da ankern wir doch lieber erst einmal im äußeren Whangārei Harbour, gleich hinter den Whangārei Heads.

Ein wunderschöner Ankerplatz, wobei die lokalen Boote an Bojen in Wassertiefen liegen, die für Flora bei Ebbe schon grenzwertig flach sind. Der Blick in die andere Richtung zeigt die Wattbereiche am Ufer noch deutlicher und lässt auch ein paar der bei Ebbe auftauchenden Sände erkennen.

Vom Ankerplatz setzen wir mit dem Dinghy zu einem öffentlichen Landesteg am Ufer über. Mehrere Wanderwege führen am Wasser entlang und auch hinauf zu den verschiedenen „Heads“. Wir entscheiden uns mit Rücksicht auf unsere untertrainierten Beine für den Weg auf den nur 210 m hohen Mt. Aubrey. „Moderately challenging“. Wir schnaufen trotzdem ganz ordentlich, denn der abwechslungsreiche Pfad führt teils auf Schotter, teils als gemähte Schneise durch Wiesen, größtenteils aber treppauf – treppab am steilen Mt. Aubrey entlang und durch den Wald auf seinen Felsengrat hinauf. 91 Stockwerke erkennt die Bewegungsapp im Handy daraus.

Spannend dabei ist für uns auch die bunte Mischung der Flora und Fauna zwischen heimatbekannt und exotisch. Wir sehen Amseln, Schwalben und Spatzen und wir hören zu unserer Überraschung tatsächlich einen Kiwi ausdauernd rufen (sehr charakteristisch irgendwo zwischen Schrei und Pfiff), zu sehen bekommen wir den eigentlich überwiegend nachtaktiven flugunfähigen Nationalvogel Neuseelands leider nicht.

Auch die Pflanzenwelt überrascht mit dem Nebeneinander von aus unserer Heimat bekanntem Hahnenfuß, Schafgarbe und Jungfer im Grünen neben exotischen Gewächsen, von denen allerdings viele (wie das weißblühende und für Pferde tödliche Crofton Weed) keineswegs heimisch in Neuseeland und eben manchmal auch gefährlich sind. Aber auch der wegen seiner Farbe und Blütezeit so benannte „Neuseeländische Weihnachtsbaum“ Pōhutukawa ist dabei.

Vielleicht ist es auch diese Melange aus heimatlich Vertrautem und Neuem die dazu beiträgt, dass wir uns hier in Neuseeland auf Anhieb richtig wohl fühlen.

Wenn das so ist, will das Wetter jedenfalls auch nicht zurückstehen. Während ich das schreibe, prasselt der Regen auf die Flora, die Kuchenbude ist aufgebaut, es ist kalt geworden. Heimatliches Hamburger November-Schmuddelwetter im Süd-Frühling in Whangārei.

😉

Gratulation!

Unser Verein Trans-Ocean versteht sich als Netzwerk von und für Hochseesegler. Ein Clubhaus gibt es nicht, vielmehr gilt: wo immer sich TO-Mitglieder treffen, lebt der Verein. Das kann in der Vorbereitung und beim Losfahrer-Treffen sein (so war es bei uns auch) oder unterwegs, wie wir es ebenfalls schon öfter erlebt haben, die Welt ist eben manchmal ein Dorf.

Einmal im Jahr gibt es in Cuxhaven eine Jahresversammlung, dort waren wir allerdings noch nie. Spannend wäre es sicher, schließlich treffen sich dort Langfahrtsegler mit den unterschiedlichsten Routen und Erfahrungen. Wie unterschiedlich, das zeigt sich insbesondere bei der Verleihung der Preise, die für Weltumseglungen und für andere herausragende seglerische Leistungen vergeben werden.

Dieses Jahr gibt’s hier in Whangārei eine Besonderheit: Rolf und Wolf von der Boaty McBoatface organisieren im Aufenthaltsraum der Town Basin Marina ein gemeinsames Frühstück (wegen der Zeitverschiebung) und Anschauen des Livestreams aus Cuxhaven. Neben uns von der Flora finden sich auch noch die TO-Crews der Barbarella, der Paikea, der Ziganka, der Mona Nui und der Nehaj ein, sieben Vereinsboote!

Der eigentliche Kracher aber ist, dass Susanne Huber-Curphey, die Einhandseglerin von der Nehaj, in diesem Jahr mit dem TO-Preis ausgezeichnet wird. Nonstop eineinhalb Mal um die Welt, über 33.000 Seemeilen, von den Azoren um den Erdball und danach noch einmal ums Kap der guten Hoffnung und weiter bis Neuseeland, 270 Tage allein an Bord. Das muss gefeiert werden und genau das tun wir jetzt gemeinsam hier in Whangãrei.

Kaum zu fassen, aber das ist weder Susannes erste (Einhand-)Weltumseglung noch ihr erster TO-Preis. Diese Power-Frau ist auch schon einhand durch die Nordwestpassage gesegelt und seglerisch einfach daueraktiv.

Hut ab und ganz herzliche Glückwünsche!

Whangãrei: erste Eindrücke

Wir lassen es wirklich ruhig angehen, bewegen uns zunächst kaum von der Marsden Cove Marina weg. Weil wir durchschnaufen, wirklich ankommen wollen. Aber auch auch, weil es uns hier richtig gut gefällt. Der Service, das Marina-Personal und auch die Einrichtungen selbst sind klasse. Die Waschmaschinen im Marinagebäude nutzen wir ausgiebig. Mit unserer Einschätzung sind wir nicht alleine, die Seglercommunity fühlt sich offenbar wohl hier. Viele verlängern über die ursprünglich gebuchten ersten Tage hinaus. Klar, dass dann auch eine kleine Party auf dem Grillponton nicht fehlen darf:

Erst nach ein paar Tagen im Hafen zieht es uns dann doch zumindest für einen ersten Besuch auch hinüber in die Stadt Whangārei.

Bis dahin sind es allerdings 36 km. Wir wollen ein Auto mieten, der kleine Bootsausrüster am Hafen hat wohl auch ein paar Mietwagen. Leider scheinbar nicht genug, alle sind schon weg. Aber Paul vom Bootsausrüster hilft uns trotzdem: „Nehmt einfach mein Auto, ich brauch den Wagen am Wochenende nicht und hab auch noch einen anderen.“

Und so fahren Wiebke und ich am Samstag mit Pauls Auto nach Whangārei. Die Strecke führt teils am Hātea River entlang, teils auch durch die sumpfige Mangrovenlandschaft seiner Nebenflüsse, größtenteils aber durch malerisch hügelige Wiesen, auf denen unzählige Kühe grasen. Ja, Kühe 🐄 . Neuseeland ist zwar bekannt dafür, viel mehr SCHAFE 🐑 als Einwohner zu haben. Das ist auch durchaus noch immer so, aber bei weitem nicht mehr so extrem wie früher. 1982 kamen auf jeden Einwohner statistisch 22 Schafe (es gab 70 Millionen Schafe bei etwas über 3 Millionen Menschen). Heute sind es „nur“ noch gut 23 Millionen Schafe bei gut fünf Millionen Einwohnern, also statistisch etwa 4,5 Schafe pro Einwohner. Und tatsächlich ist einer der Gründe dafür, dass viele Landwirte auf Milchwirtschaft umgestellt haben. Auf unserer Fahrt sehen wir jedenfalls weitaus mehr Kühe als Schafe, aber das kann regional sehr unterschiedlich sein. Zumal ja auch der Ort Whangārei alles andere als typisch ist für „Northland“, den Verwaltungsbezirk im Norden der Nordinsel Neuseelands. Bei einer Fläche von fast 14.000 Quadratkilometern hat Northland nämlich nur etwa 200.000 Einwohner, davon aber allein 56.000 in seiner größten Stadt, eben Whangārei. Weitere Orte mit über 10.000 Einwohnern gibt es hier nicht. Der Norden ist überwiegend dünn besiedelt und ländlich geprägt.

Zunächst fahren wir durch Whangārei hindurch und eben nördlich der Stadt ein bisschen den Berg hinauf. Unser erstes Ziel sind die Whangārei Falls, wo der Hātea River über eine Klippe 26 m in die Tiefe stürzt.

Besonders schön ist, das wir in dem angrenzenden Schutzgebiet auch gleich eine schöne Wanderung machen können. Wir wählen von mehreren Möglichkeiten wegen unserer das Wandern einfach nicht mehr gewohnten Beine den einfachen Weg am Flussufer entlang. Er ist gesäumt von Wald, der überwiegend aus Baumfarnen und Kauri besteht. Die hohen und teilweise uralten Kauri-Bäume werden von den Maori verehrt und spielen in der Mythologie der Neuseeländischen Ureinwohner eine wichtige Rolle. Von den europäischstämmigen Siedlern wurden die Kauri-Wälder aber wegen ihres hochwertigen Holzes stark dezimiert. Inzwischen stehen sie unter Naturschutz, sind aber einer anderen Bedrohung ausgesetzt. Ein Wurzelfäule verursachender Pilz führt zu Kauri-Sterben. Um den Pilz aufzuhalten, gibt es vor Waldgebieten mit Kauris Desinfektionsstationen für die Schuhe der Wanderer.

Die Wege dürfen nicht verlassen werden und keinesfalls sollte man auf die Wurzeln von Kauris treten.

Faszinierend sind aber auch die Baumfarne, sogar die hohlen Baumfarn-Stümpfe mit ihren Mustern:

Und nach der Waldwanderung geht’s dann doch in die Stadt Whangārei mit ihrem historischen Zentrum am Town Basin. Segelboote liegen hier an Schwimmstegen oder Dalben im etwas tieferen Wasser des Hātea River. Das Town Basin ist für die meisten Boote allerdings nur um Hochwasser herum zu erreichen, wobei zusätzlich die Öffunung der die Zufahrt versperrenden Klappbrücke abgepasst werden muss.

Viele andere Bereiche zeigen bei Ebbe nur noch den schlammigen Grund, die Bootshäuser scheinen dann teilweise hoch oberhalb des Wassers zu stehen. Flachgehende Boote fallen im Tidenbereich trocken.

Nicht eben einfach zu navigieren, aber doch schiffbar und eben sehr geschützt ein gutes Stück inland vom zuweilen rauhen Südpazifik entfernt.

Es sieht pittoresk aus und lässt erahnen, warum sich gerade hier dann eben doch eine schmucke Kleinstadt gebildet hat.

Einklariert am anderen Ende der Welt

Das ist eine neue Gefühlsdimension für uns. Erstmals haben wir uns mehr Gedanken über das nachfolgende Einklarieren nach NZ als über die als manchmal durchaus knifflig bekannte Passage hierher gemacht. Und ja, auch die Passage hat uns sehr wohl beschäftigt. Aber alles in allem war sie dann (für uns) weniger problematisch als erwartet, einzig das aus den Erfahrungen der anderen Segler genährte „da könnte noch was kommen“ zehrte etwas an den Nerven. Insbesondere für die von Fiji herunter kommenden Boote, aber auch für einige gar nicht weit von uns entfernte Segler aus Tonga hatte das Wetterfenster ja tatsächlich einige unangenehme Überraschungen parat.

Und das Einklarieren?

Nach einer super ruhigen Nacht am Quarantänesteg der Marsden Cove Marina klingelt der Wecker. Statt im Bett gibt’s den Kaffee diesmal im Cockpit, wer weiß, wann die Offiziellen ankommen.

Das neuseeländische (Papier-)Formular „Masters-Declaration for full Biosecurity Clearance“ haben wir in Tonga beim Bootsausrüster kostenlos in die Hand gedrückt bekommen. Neben diversen anderen Angaben sind auf Seite 3 diverse möglicherweise problematischen Produkte aufgeführt und sollen eingekreist werden, weitere Ergänzungen sind in einer Extraspalte zu machen. Selbst Reis findet sich auf der Liste.

Wir füllen das Formular schon mal aus, es bleiben aber einige Fragen. Müssen wir wohl mit dem Officer klären.

Wiebke sortiert unsere Lebensmittelbestände nochmal komplett durch. Alles, was den Argwohn des MPI hinsichtlich der strengen Biosecurity-Vorschriften erwecken könnte, wird auf dem Salontisch aufgebaut. Die Gewürze der Pantry werden ebenfalls selektiert: gemahlene Gewürze bleiben im Schapp, alles was keimen könnte (Koreandersamen, Fenchelsamen, Nelken, Sesam, Senfkörner etc., selbst Nichtgewürze wie Popcorn-Maiskörner) werden herausgestellt.

Und ich stelle aus den Unterwasser-Videos und Fotos sowie den bereits eingereichten Formularen nochmal einen Präsentationsordner auf dem iPad bereit.

Tatsächlich kommt das MPI zuerst: ein Officer mit an einem Gestänge montierter GoPro und Unterwasserlampe kommt durch das Quarantänetor und direkt zu unserem Boot (insgesamt 11 Boote haben sich hier im Laufe der Nacht eingefunden). Er drückt uns die Masters Declaration in die Hand, aber die haben wir ja schon. Dann verschwindet er nochmal kurz. Inzwischen trifft auch der Zöllner ein. Ich beantworte Cockpit seine Fragen, Wiebke zeigt derweil dem MPI-Officer die (ja vorab elektronisch übermittelten, aber für ein Pre-Approval als nicht ausreichen klassifizierten) Unterwasserfotos auf dem iPad. Das genügt ihm, er hält nicht einmal mehr die GoPro ins Wasser. Kein Emergency-Haul-Out nötig, das sieht doch sehr gut aus. Da fällt uns schon mal ein Stein vom Herzen.

Wiebke und er wenden sich jetzt den Lebensmitteln zu.

Auch das läuft extrem entspannt ab, die ordentliche Vorbereitung findet er offenbar gut. Kein Durchstöbern aller Schapps, kein Anheben der Bodenbretter, nicht mal ein Blick in den Kühlschrank. Zudem wandert weit weniger als befürchtet in den Biosecurity-Abfallsack zur (kostenlosen) Entsorgung, die Gewürze z.B dürfen praktisch alle an Bord bleiben. Bei Dosen wird nur eine Linsensuppe mit Chorizo konfisziert. Und der Popcornmais muss auch weg.

Und auch der freundliche Zöllner hat seinen Fragenkatalog abgearbeitet, gibt mir inzwischen Reisetips für Neuseeland und für unser im nächsten Jahr folgendes Reiseziel Fiji.

Nach einer dreiviertel Stunde sind wir durch. Einklariert. Die gelbe Quarantäneflagge kann runter, die Gastlandsflagge für Neuseeland weht jetzt unter der Steuerbordsaling.

Ein weiterer Stein plumpst vom Herzen. Die müssen in Neuseeland doch echte Steinlager haben …

Haben sie tatsächlich!

Steinlager Bier, gebraut in einem Vorort von Auckland, ist international auch bekannt geworden durch das Whitbread Round the World Segelrennen 1989/90, das der legendäre Peter Blake auf der STEINLAGER II gewann. Zudem in der Folge als einer der Hauptsponsoren bei den erfolgreichen neuseeländischen Kampagnen im America‘s Cup. Der Rumpf der NZL 60, die im Jahr 2000 die „bodenlose Kanne“, diese wohl älteste Segeltrophäe für den Gewinn des America‘s Cup nach Neuseeland holen konnte, steht heute aufgebockt hier am Hafen. Perfekt im Blickfeld vom Grillponton aus.

Geschichten und Geschichte.

Wir chillen, kommen ganz langsam hier in Neuseeland an. Kneifen uns, es fühlt sich so unwirklich an. Entspannt. Stressfrei. So einfach. Mal eben im kleinen Supermarkt am Hafen grünen Spargel kaufen zum Grillen mit dem Fisch, den uns Iain und Brioni von der Indioko (red-seas.com) geschenkt haben.

Ziemlich schwer zu fassen ist auch, jetzt am anderen Ende der Welt angekommen zu sein. Vor gut sechs Jahren sind wir an Gibraltar vorbei aus dem Mittelmeer hinausgesegelt. Würde man hier im Norden Neuseelands ein Loch gerade durch den Erdmittelpunkt bohren, käme man in Gibraltar wieder heraus. Die beiden Orte sind Antipoden, mit gleicher geographischer Breite (nur eben einmal auf der Nord- und einmal auf der Südhalbkugel) und um 180 Grad versetzter geographischer Länge. Und wir sind wirklich hier her gesegelt.

Kneif mich noch mal.

Passage Minerva nach NZ: Tag 6, Ankunft in NZ

Es bleibt durchwachsen. Erstmal segeln wir weiter unter der dicken grauen Wolke von gestern und so geht es auch in die Nacht. Der Wind dreht allerdings, zum Wachwechsel um 22.00 Uhr beschließen wir, den Spibaum zu setzen um vor dem Wind Schmetterling segeln zu können. Das hält dann auch bis zum Morgen durch, wenn auch bei leider abnehmendem Wind. Um 07.00 nehmen wir den Motor dazu. Eine Neuheit für uns, Motorsegeln vor dem Wind, aber nur so können wir eine Ankunft in Marsden Cove bei Tageslicht sicherstellen.

Zwischendurch können wir nochmal eine Zeitlang segeln, dann wird es doch wieder motorsegeln. Immerhin, wir sind inzwischen südlich der grauen Wolkenfront.

Und dann zeichnen sich langsam Umrisse am Horizont ab. Neue Wolken? Auch, aber: Nein. Land in Sicht! NEUSEELAND.

Am Nachmittag laufen wir an den Klippen der Whangārei Heads in den Hãtea River ein. Ein Orca zeigt kurz seine markante Rückenflosse, will sich aber leider nicht fotografieren lassen. Und wir sehen erstmals Austral-Tölpel, nahe Verwandte der für Helgoland so typischen Basstölpel, denen sie auch sehr ähnlich sehen.

Ein kleines Stück geht es flussaufwärts, links Industriekaianlagen, rechts aber wunderschöne Landschaft.

Wir biegen ab in den schmalen Kanal, der zur Marsden Cove Marina führt. Der Hafenmeister weist uns einen Platz im Quarantänebereich zu. Die Abfertigung wird heute nicht mehr erfolgen, MPI und Zoll kommen dann morgen früh an Bord.

Macht überhaupt nichts. Wir sind superglücklich, hier zu sein.

Essen: unterwegs Rührei mit einigem von dem, was das MPI uns morgen sonst wegnehmen würde, z.B. Datteln und Speck. Und heute Abend Nudeln mit Pilz-Sahne-Soße. Wie ein Kessel Buntes eben, passt doch ganz gut zu dieser ziemlich abwechslungsreichen Passage.

Strecke seit gestern 202 sm (in 31 Std), gesamt 761 Seemeilen.

Passage Minerva nach NZ, Tag 5

Per Express durch das Grau.

Der Wind dreht endlich von NNE auf Ost und nimmt dabei kräftig zu. Für einige Boote um uns herum etwas zu kräftig, manche berichten von Böen um 45 kn. Über die WhatsApp-Gruppen erfahren wir von mehreren ausgefallenen Autopiloten und vom Wellengang weggerissenen Starlink-Antennen. Eines der Boote erleidet gleich beide Defekte. Wir sind in UKW-Reichweite und geben ihre Position und die Meldung, dass es ihnen gut geht an ein befreundetes Boot weiter. Die informieren dann den Shore-Contact des Bootes.

Es hat auch Vorteile, in einem großen Schwarm Zugvögel unterwegs zu sein.

Durch die großen Icons wirkt das allerdings wesentlich enger, als es tatsächlich ist. Wir haben heute wieder nur ein einziges anderes Boot sehen können.

Jedenfalls sind wir gewarnt, Reffen sehr früh und sehr tief. Mit drittem Reff im Groß und etwas eingereffter Fock geht es in die Nacht. Tatsächlich werden es für uns nur um die 30 kn in den Böen bei konstant zwischen 20 und 24 kn Wind. Etwas achterlicher als halb, das sorgt trotz der tiefen Reffs für eine sehr flotte Fahrt. Maximal rutschen wir mit 12,6 kn eine Welle herunter, meist sind wir mit 7 bis 8 kn unterwegs.

Es wird weiterhin kälter. Lange Hosen und sogar Socken kommen heraus, für die Nachtwache im Cockpit zusätzlich (trotz aufgebauter Kuchenbude) noch eine Fleecedecke.

Etmal: 150 sm, gesamt 559 sm. Noch 210 Seemeilen zu segeln bis Whangarei/NZ.

Essen: Wiebke hatte gestern in weiser Voraussicht auf die zu erwartende Schaukelei gleich einen großen Topf Curry gekocht. Also nochmal Thaicurry mit Kürbis, lila Süßkartoffeln, Paprika und Marlin (noch eingekocht aus dem Fang von Joe in den Tuamotus, leider das letzte Glas).