Wir kommen auf Samoa an und haben das Gefühl, dass die Uhr tickt. Nur drei Tage haben wir noch gemeinsam mit Elisa hier, dann fliegt unser Patenkind schon wieder ab. Wie schnell doch sieben Wochen vergehen.
Entsprechend packen wir die Tage ziemlich voll. Am Montag bringen wir zunächst Wäsche weg und erkunden dann zu Fuß die Stadt. Der eigentliche Innenstadtbereich von Apia ist klein, wir lassen uns treiben, streifen durch die Nebenstraßen.
Was auf Anhieb auffällt: die schier unglaubliche Anzahl an Kirchen. Schon bei unserer Anfahrt mit dem Boot war das von See aus auffällig, zumal die blaue Kathedrale im Scheitel der Bucht von Apia die Skyline prägt. Sie wurde als Ersatz des nach dem schweren Erdbeben von 2009 abgerissenen Wahrzeichens der Stadt, der alten weißen Kathedrale, an gleicher Stelle errichtet und 2014 fertiggestellt.

Wir schauen uns die Kathedrale auch von innen an. Im blankpolierten Boden spiegeln sich die bunten Glasfenster, ansonsten dominiert Holz. Leider bleibt uns die Bedeutung der gemalten Personen in der Rotunde unklar. Der Christusfigur gegenüber sitzt eine Frau. Die übrigen Sitzenden tragen zumeist eine Ula Fala, die traditionelle rote, aus Pandanuss-Samen gefertigte Ehrenkette für hochgestellte samoanische Personen.




Wir kommen bei unserem Spaziergang noch an zig anderen Kirchen vorbei. Gefühlt kommen in Samoa auf je drei Häuser eine Kirche. Im Ernst, die Kirchendichte ist kaum zu glauben. Nicht alle, aber doch recht viele sind in sehr gutem Zustand und verglichen mit den Häusern der Umgebung recht pompös. Es gibt aber auch Gegenbeispiele.



Ein zweites großes Gebäude war uns schon bei der Anfahrt aufgefallen:

Es ist das Regierungsgebäude Samoas, auch das Immigration Office befindet sich hier. Und auch diesem Gebäude statten wir bei unserem Rundgang einen Besuch ab. Wir können dort nämlich unsere gestempelten Pässe sowie die Bootspapiere abholen.
Die auffällige „Haube“ auf dem Gebäude symbolisiert übrigens ein „Fale“ bzw. dessen traditionelle Dachform. Ein Fale ist ein Wohn- oder auch Versammlungshaus. Ursprünglich palmblattgedeckt und komplett ohne Wände auf Holzsäulen ohne Metallverbinder errichtet, haben heute viel Fale eine von Wänden umgebene, abgetrennte Ecke und sind zumeist mit Wellblech gedeckt. Als große Versammlungsstätten sieht man sie in jedem Dorf, auf dem Land oft auch noch als Wohnhäuser.


Die kleinere Version dieser Gebäude, Faleo‘o genannt, bezeichnet, dienen als Küchenhäuser, Abstellräume oder als kleine Strandhäuser.
Wir nutzen eines der letzteren, als wir am nächsten Tag mit dem Mietwagen hinüber auf die andere Inselseite von Upolu fahren.

Dort besuchen wir den To-Sua Oceantrench, ein Sinkhole bzw. eine Doline. Im Prinzip eine Höhle mit eingestürztem Dach. Mit der Besonderheit, dass sie (wie den Cenoten in Mexiko) eine unterirdische Verbindung zum nahen Ozean aufweist und ein nur über eine steile Holztreppe zu erreichendes wunderbares Naturschwimmbad ist.





Die Fahrt dorthin und auch die Weiterfahrt führt durch die Berge im Zentrum von Upolu. Zum Teil ziehen sich Plantagen an den Hängen entlang, wo es steiler wird weidet Vieh auf Bergwiesen. Die höheren Grate sind dafür aber meist zu schroff. Hier fangen sich die Wolken und sorgen dafür, dass Samoa so üppig grün ist.


Die Niederschläge führen in dem steilen Gelände zu zahlreichen Wasserfällen. Wir besuchen die Sopoga Falls, eines der Wahrzeichen Samoas, das auch den 20-Tala-Schein ziert.


Die jetzt tief hängenden Wolken sorgen aber auch dafür, dass wir im Nebel (bzw.. eben in den Wolken) nach Apia zurückkehren, wo dann auch prompt wieder die Sonne scheint.

Und was machen wir in Apia? Na ja, in der Stadt natürlich: shoppen! Klingt langweilig? Nicht wirklich. Es gibt sogar ein weiteres „erstes Mal“ für mich: mit fast 60 Jahren kaufe ich meinen ersten eigenen Rock!

Nicht nur hier in Samoa, auch in Tonga und Fidji tragen Männer traditionell Rock. Es ist nicht zwingend notwendig, wird aber als Anerkennung der lokalen Traditionen gesehen, wenn sich Gäste bei offiziellen Anlässen (in Fidji zum Beispiel beim erforderlichen Antrittsbesuch beim lokalen Chief) entsprechend kleiden. Jetzt habe ich dafür also schon mal vorgesorgt. Als wir abends im Restaurant essen gehen, werden Wiebke und Elisa mit „Hello“, ich (im Rock) aber mit dem samoanischen „Talofa“ begrüßt. Auch irgendwie nett. Im Stadtbild von Apia sind die Männerröcke eine ganz normale Erscheinung, auch bei Uniformen. Das gilt bei Jugendlichen auch für die hier üblichen Schuluniformen.
Und natürlich gilt es erst recht für touristische Veranstaltungen wie die Siva-Afi Feuer-Show mit samoanischem Buffet. Vor über zwanzig Jahren aus einer Initiative für Straßenkinder hervorgegangen, hat sich die Veranstaltung um Feuertanz, traditionellen samoanischen Tanz und typische samoanische Küche zu einem Standard in Apia entwickelt.
Die Männerröcke hier sind allerdings dem sportlichen Erfordernis angepasst und deutlich kürzer als die bis über die Knie reichende „Straßenversion“.









Kulturell geht es für uns auch am nächsten Tag weiter. Im „Cultural Village“, einer Art Museumsdorf gleich neben dem Regierungsgebäude, nehmen wir an einer Führung teil. Samoanische Musik, aktives Flechten eines Tellers aus Pandabuss-Palmenblättern, samoanische Küche einschließlich der Demonstration eines Umu-Erdofens, Kokosnussöffnen und Kokosmilchherstellung sowie Vorführung traditioneller samoanischen Schnitzerei stehen auf dem Programm. Außerdem dürfen wir bei Tätowierung zusehen. In einem heiligen und mit besonderen Tabus versehenen Fale (unter anderem: nicht fotografierenund keine Kopfbedeckung) wird nach alter Sitte mit einem kleinen gezackten Kamm tätowiert, der mit einem Holzstöckchen immer wieder tintengetränkt in die Haut geschlagen wird. Auch wenn der Kamm heute mit Metallspitzen aus Titan versehen ist, bleibt es eine sehr schmerzhafte Prozedur. Dies gilt umso mehr, als die samoanischen Tattoos sehr flächig und dunkel sind. Der Übergang vom Jungen zum Mann wird traditionell durch ein Tattoo gezeigt, dass vom unteren Rücken über die Hüfte bis hinunter zu den Knien reicht.







Heute Morgen heißt es dann extrem früh aufstehen, schon um 2:30 Uhr fahren wir mit dem Mietwagen los. Zwar ist Faleolo, der Internationale Flughafen von Samoa, nur etwa 30 km entfernt. Trotzdem ist es fast eine Stunde Fahrt bis dorthin.

Und schon verlässt uns Elisa wieder. Die genau sieben Wochen mit ihr sind so schnell vergangen. Dankeschön Elisa, es war toll mit Dir.
Der Rock steht Dir gut! Sieht Klasse aus. Viele Grüße von der SY KAMI Crew
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