Schwimmen mit dem größten Hai der Gegenwart: Walhaie in der Sea of Cortez

Die Teile für die Reparatur des Watermakers und ein Ersatzteil für die Windmessanlage sind bestellt, aber es wird wohl einige Zeit dauern, bis sie hier in La Paz eintrudeln. Was machen wir in der Zwischenzeit?

Wir schwärmen ja ohnehin von der Natur über und unter Wasser hier in der Sea of Cortez. Die zauberhafte Landschaft, na klar, aber eben auch die Tierwelt, seien es nun die Blue Footed Boobies, die verspielten Seelöwen oder die springenden Mobula-Mantas oder, oder, oder. Und es gibt noch eine ganz besondere Tierart, die hier in der Sea of Cortez eines ihrer nördlichsten Verbreitungsgebiete hat, die wir aber bisher nicht zu Gesicht bekommen haben.

Walhaie.

Diese größte Haiart der Gegenwart ist regelmäßig ganz nahe bei La Paz anzutreffen. Allerdings kann das für sie eingerichtete Schutzgebiet nicht mit dem eigenen Boot oder Dinghy befahren werden, nur lizensierte Tourboote dürfen hinein.

Wir schwanken zwischen “Hm, ist das Touristen-Nepp?” und “Schutz ist gut und es unterstützt die lokale Wirtschaft”. Am Ende siegt die Neugier auf die sanften Riesen.

Die Preise für die Walhai-Touren sind bei den einzelnen Anbietern sehr unterschiedlich, wir sehen zwischen 125 US$ direkt an der Marina und sehr viel moderateren 75 US$ in einer kleinen Hütte direkt an der Uferpromenade Malecon. Außerdem bekommen die Tour-Veranstalter “Slots”, also Zeitfenster zugeteilt. An der Walhai-Staue vorbei schlendern wir über den Malecon und vergleichen.

Schlussendlich wählen wir den Guide, der uns zu einem vernünftigen Preis eine Tour früh am nächsten Morgen anbieten kann, denn da verspricht das Wetter (und die Wasseroberfläche) besonders ruhig zu sein. Gut für die Beobachtung der dicht unter der Oberfläche schwimmenden Tiburón Ballena / Whale Sharks.

Mit dem nur von einem Bimini überdeckten und ansonsten offenen Boot geht’s hinaus. Nicht sehr weit, nur direkt vor die etwa 10 km lange Halbinsel, hinter der unsere Flora vor Anker liegt. Auf dem Weg entdeckt das geschulte Auge unseres Guides schon einige Walhaie, die wir ohne seinen Hinweis trotz des fast glatten Wasser wahrscheinlich übersehen hätten. Na klar, es gibt keinen verräterischen Blas wie bei Walen. Und nur manchmal ragen die eher runde Rückenflosse oder die Spitze der Schwanzflosse aus dem Wasser. Oft sieht man nur ein Verwirbelung im Wasser, manchmal auch die Stirn ein wenig herauskommen. Nur dann oder bei sehr klarem Wasser bzw. aus unmittelbarer Nähe kann man auch vom Boot aus die charakteristische Zeichnung auf der dicken Haut des Fisches erkennen. Das wunderschöne Muster von in Streifen angeordneten hellen Punkten auf dunklem Grund erinnert ein bisschen an einen Sternenhimmel.

Und dann hält das Boot an, wir dürfen ins Wasser. Maximal fünf Personen gleichzeitig (plus Guide), wir wechseln uns in drei Gruppen a vier Leute ab, wobei jeder mehrfach ins Wasser darf und wir zwischendurch öfter eine kurze Strecke zu einem anderen Walhai gefahren werden. Jedesmal allerdings haben wir den Walhai “für uns”, kein anderes Tourboot ist in der Nähe. Wir haben von Freunden gehört, dass das bei ihrer Tour ganz anders war.

Walhaie werden bis zu 14 m lang und können über 12 Tonnen wiegen (das entspricht beides in etwa unserer Flora). Manche Quellen gehen von sogar noch größeren Walhaien bis zu 18 m Länge aus. Biologisch gehören sie zu den Haien, sind also Fische. Mit den Walen verbindet sie aber nicht nur die schiere Größe. Anders als viele andere Haiarten ernähren sie sich nämlich wie die großen Bartenwale durch Filtrieren des eingesaugten Wasser. Mehrere Hundert Kubikmeter Wasser seiht ein Walhai dabei pro Stunde durch. Mit geöffnetem Maul schwimmt er ganz langsam durch das Meer und lässt das Wasser durch die riesigen Kiemenschlitze wieder ausströmen. Vor allem Plankton, außerdem ganz kleine Fische oder Krebstiere und auch Algen wie etwa Sargassum stehen auf dem Speiseplan. Größere Lebewesen (und insbesondere Menschen) sind dagegen völlig ungefährdet, als Nahrung der Walhaie zu enden. Wir können den Schnorchelgang also genießen, Respekt insbesondere vor der riesigen kraftvollen Schwanzflosse ist aber geboten.

Wie elegant der Walhai bei seinem gemächlichen Schwimmen wirkt, zeigen die beiden Videos vielleicht am Besten (auch wenn ich sie für den Blog etwas komprimiert habe):

Das kleine Symbol unten links im zweiten Video zeigt übrigens, dass ich die Videos mit der kostenlosen App “Dive+” farblich korrigiert habe, um den Farbfehler de4 Unterwasseraufnahmen auszugleichen.

Und ja, das Wasser ist hier nicht super klar. Viele der Schwebstoffe sind aber ja gerade die Nahrung, die den Walhai hierher in die Sea of Cortez locken.

Das Auge ist ganz links vom Maul zu sehen, der helle Punkt weiter oben ist ein Nasenloch (mit Bartel) 😉.
Fünf riesige Kiemenspalten auf jeder Seite des Kopfes.
Remora Schiffshalterfisch auf dem gepunkteten Walhai-Rücken. Die Schnorchlerin zeigt, wie klein wir Menschen daneben wirken.
Der obere Teil der Schwanzflosse schaut gelegentlich aus dem Wasser.

Was für ein begeisterndes Erlebnis.