Versorgungsfahrt

Barbuda gefällt uns richtig gut. Weihnachten hier? Warum nicht. Aber wenn wir über die Feiertage dort sind, sollten wir vielleicht doch noch mal unsere Vorräte aufstocken, die Gasflasche nach drei Monaten vorsichtshalber neu befüllen lassen, den Müll von mittlerweile gut zwei Wochen ordnungsgemäß entsorgen. Also entschließen wir uns für einen “Provision Run” nach Jolly Harbour.

Wobei, erst einmal motoren wir bei Windstille wieder um Palmetto Point herum, treffen am Princess Diana Beach noch einige Salty Dawg und schauen bei Inoch vorbei.

So eine ruhige Fahrt bietet sich zum Angeln geradezu an, aber leider beißt erstens kein Fisch und stellt zweitens die Rolle meiner einen Angel unvermittelt den Dienst ein, was sich frustigerweise auch noch beim Einholen wegen Sargassum-Seetang an der Leine zeigt. Ausgiebige Frischwasser-Spülung zeigt keine Wirkung.

Mal sehen, ob sich dass mit Bordmitteln beheben lässt. Auseinander bauen ist schon mal einfacher als gedacht.

Leider ist damit aber noch nicht viel gewonnen. Die Welle sitzt fest, die Kurbel lässt sich auch ohne Getriebe keinen Millimeter bewegen. Aufgeben? Noch nicht, lieber getreu dem nicht ganz ernst gemeinten Universal-Flowchart für derartige Fälle vorgehen:

Zwei Stunden und (gefühlt) eine viertel Flasche WD40 später fängt die Welle langsam wieder an, sich unter erheblicher Kraft zu bewegen, eine weitere halbe Stunde später ist es geschafft, die Rolle und damit die Angel funktioniert wieder.

😁

Da ist es dann auch zu verkraften, dass am nächsten Tag außer von einem bedauernswerten aber sofort wieder freigelassenen Minifischchen wiederum unsere Köder verschmäht werden. Zudem werden wir mit einem herrlichem Segeltag bei besten Bedingungen verwöhnt.

Die Fernsicht ist auch klasse, während wir voraus Antigua und rechts davon Montserrat 🇲🇸 sehen, können wir an Steuerbord Redonda (gehört zu Antigua und Barbuda 🇦🇬) und die einen Staat ( 🇰🇳) bildenden Nevis und St. Kitts sehen, wobei letztere Insel durch die tiefen Schluchten zwischen den Vulkanen wie mehrere Einzelinseln erscheint.

Fast zu schnell gehen die 30 sm zu Ende, der Anker fällt vor Jolly Harbour. Die Glasflasche geben wir an der Schiffstankstelle im inneren Hafen ab, eine große Tasche mit Bettwäsche und Handtüchern bringen wir zur Wäscherei auf dem Werftgelände. Und dann machen wir erst den Budget Marine Schiffsausrüster und gleich darauf den Epicurean Supermarkt unsicher, einen gehäuften Einkaufswagen fassen unsere Rucksäcke und Taschen, zum Glück ist das Dinghydock nur einen Steinwurf entfernt.

Am nächsten Morgen machen wir (weil ich nicht den Regler im Gasfach umbauen und die Ersatzflasche montieren will) die Frühstückspfannkuchen mit den letzten Eiern auf der IKEA-Induktionsplatte, die wir für den Fall der Propangasknappheit als Backup an Bord haben. Saugt aber ganz ordentlich an der Batteriebank 😉.

Eine zweite große Einkaufstour am nächsten Tag und wir sind erstmal wieder gut bevorratet, auch mit frischen Eiern.

Am Nachmittag dann ein Novum: wegen COVID findet die Weihnachtsfeier meiner (ehemaligen) Firma online statt und mein Nachfolger hat mich eingeladen. Wunderbar, so kann ich knapp 60 meiner Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nach eineinhalb Jahren praktisch auf einmal per Team-Meeting wiedersehen, eine große Freude für mich.

Der Einkauf geht übrigens nicht nur in die Vorrats-Staufächer. Statt dessen ein weiteres Novum an Bord: wir backen Focaccia. Wird richtig gut 😋

Und dann verholen wir in die nördliche Nachbarbucht, die Hermitage Bay. Neben mehreren wirklich schönen Stränden bietet sie auch den Vorteil, dass es kostenloses WLAN vom örtlichen Hotel gibt. Da können wir zB mal wieder einige Zeitschriften über die Readly-App herunterladen und für die nächsten Ziele nach den Revierführern von Frank Virgintino suchen. Eigentlich sollen sie kostenlos online verfügbar sein, aber da kommen wir irgendwie nicht auf die Download-Seite, möglicherweise sind wir zu blöd oder die Seite ist nur noch eingeschränkt erreichbar. Aber immerhin sind die Guides für den Kindle herunterladbar, wir probieren mal für 8,18 € den Revierführer für die Dominikanische Republik aus, die uns für den Weg Richtung Kuba jetzt schon mehrfach ans Herz gelegt wurde. Haben gerade erst begonnen hineinzulesen, sieht aber für den Anfang schon mal ganz informativ und gut geschrieben aus.