Von Hadley Harbor nach Martha’s Vineyard

Von Cape Cod aus motoren wir bei Nebel und spiegelglatter See durch den Cap Cod Canal Richtung Westen. Mit dem Radar haben wir ja schon mehrfach geübt, das zahlt sich jetzt aus. Außerdem passt das Timing perfekt: das Zeitfenster für die Durchfahrt ist ideal, bis zu 4 kn Strom schieben uns. Erst kurz vor unserem Ankerplatz hinter Bull Island kippt die Tide, so dass wir ihn fast bei Stillwasser erreichen.

Wir ankern etwas abseits im Outer Harbor
die meisten Boote im Inner Harbor liegen an Bojen.

Wie (außer Cuttyhunk) praktisch alle Inseln dieser zwischen dem Festland und Martha´s Vineyard liegenden Inselkette der Elizabeth Islands gehört auch Bull Island der Familie Forbes. Bull Island ist unbewohnt, es gibt aber einen Dinghysteg und viele der Bootscrews führen dort ihre Hunde Gassi, was sich sonst wohl wegen der vielen Privatgrundstücke an den Ankerplätzen häufig kompliziert gestaltet. Wir entscheiden uns für eine Erkundungsfahrt mit dem Dinghy durch die uns umgebenden ziemlich flachen Gewässer und genießen ansonsten die ruhige Ankerbucht.

Am nächsten Morgen gibts nur Kaffee, das Frühstück folgt erst unterwegs. Wir wollen mit dem Strom durch die Enge zwischen den Elizabeth Islands und Cape Cod. Eigentlich ist es mehr eine Notwendigkeit, denn der Strom setzt auch hier wieder extrem stark, diesmal schieben uns über viereinhalb Knoten. Da kommt selbst die Großschiffahrts-Fahrwassertonne ziemlich in Schräglage:

Danach ist es aber nur noch ein kleiner Hüpfer hinüber nach Martha´s Vineyard und so entscheiden wir uns gleich in den Osten nach Edgartown zu fahren. Eine Reservierung für eine Boje im inneren Hafen haben wir nicht, aber wir sind früh da und ergattern trotzdem eine, obwohl – wie wir feststellen – am langen „Labourday“-Wochenende (Feiertag erster Montag im September) ziemlicher Andrang herrscht. Schließlich beginnt nach diesem langen Wochenende wieder landesweit die Schule, was zugleich das Ende der Hauptsaison für den Tourismus markiert.

Als wir um die Landzunge beim Edgartown Harbor Light – Leuchtturm biegen, sieht es aber noch ganz beschaulich aus.

Zum Abend füllt es sich deutlich und die Stadt präsentiert sich quirlig. Wir mieten uns am nächsten Tag Fahrräder und werden gleich unten beim Hafen daran erinnert, dass hier auf Martha´s Vinyard 1974 der Schocker „Der Weiße Hai“ gedreht wurde. Einer der erfolgreichsten Filme überhaupt, einer der ersten Blockbuster, allerdings zugleich der Film, der beim gekonnten Spiel mit unseren Urängsten so weit geht, das nach seinem Erscheinen tatsächlich Strände gesperrt wurden und das Image nicht nur des Weißen Haies sondern praktisch aller Haie so schlecht wurde, dass ein weltweites Abschlachten dieser faszinierenden Tiere viel zu lange toleriert wurde.

Wir beschließen, mit den Rädern erstmal nach Oak Bluffs zu fahren. Ohne es geplant zu haben, kommen wir dabei gleich wieder an einem der bekanntesten Filmsets von „Jaws“ vorbei (so hieß der Film im Original). Die Tour führt nämlich malerisch am langen Strand der sandigen Nehrung entlang, die den Sengekontacket Pond vom offenen Meer trennt, wobei zwei kleine Durchlässe von Brücken überwunden werden. Und eine dieser Brücken … na ja, wer den Film gesehen hat weiß, dass man da eventuell nicht runterspringen sollte. Verboten ist es sowieso, aber das gibt vielleicht einigen nur noch besonderen Reiz.

Die zweite Brücke sieht übrigens genauso aus, ist aber komplett leer. 😉

Ganz anders dagegen der Ort Oak Bluffs, der ist gut gefüllt. Kein Wunder, viele Touristen kommen hier mit der Fähre an und die Gingerbread-Häuser dieses Städtchens an der Nordostspitze von Martha´s Vineyard sind eine bekannte Touristenattraktion. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts gebaut, verschnörkelt und bunt, dabei oft sehr klein und damit wieder ganz anders als die Zuckerbäcker-Villen die wir z.B. in Cape May gesehen haben.

Im großen Bogen geht es danach am East Chop Lighthouse vorbei zumeist an der Straße entlang über die ziemlich waldige Insel zurück nach Edgartown, wo wir erst noch einkaufen und die Lebensmittel an Bord bringen, dann aber mit der kleinen Fähre auf die Halbinsel Chappaquidick übersetzen und unsere Radtour dort fortsetzen.

Zu Chappaquiddick und dem, was es für die Kennedy-Familie bedeutet, haben Klaus und Katrin von Floras Schwesterschiff Saphir in ihrem Blog einiges zusammengefasst.

Wir fahren hier nur gemütlich Rad. Erst als der Akku von Gregs E-Bike schlapp macht kehren wir um.

Weiter geht es nach Abgabe der Räder zu Fuß durch Edgartown mit seinen vielen gepflegten und gut renovierten weißen Kapitänshäusern. Schön hier.

Dass sehen wir nicht alleine so, was man nicht nur am vollen Dinghydock merkt, sondern auch ganz gut aus der Luft erkennt 😉.

Wir liegen mit der Flora oben links im Gewusel des Inner Harbor

3 Gedanken zu „Von Hadley Harbor nach Martha’s Vineyard

  1. Liebe Wiebke,

    Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag und weiterhin viel Spaß und Erfolg auf Eurer wunderschönen Tour an der Ostküste der USA !
    Wir verfolgen Euren Blog mit Spannung, freuen uns über die witzigen und sehr gut recherchierten Berichte und die Super-Fotos !
    Man hat das Gefühl, man erlebt es selbst (Naja, zumindest beinahe) ! An die Brücke in Jaws erinnert man sich ziemlich gut…

    Feiert schön und haltet den ein oder anderen „Klönschnack“ mit Euren Freunden !

    Tanja und Rüdiger

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  2. Dankeschön, ich hatte einen herrlichen Tag und wurde sehr verwöhnt. Da die große Party in Hamburg wohl auch ausgefallen wäre, ist das hier auf Martha’s Vinyard eine hervorragende Alternative.

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