„Wann hast Du das letzte Mal etwas zum allerersten Mal gemacht?“ In der Frage schwingt mit, dass bei den allermeisten von uns mit der Zeit eine gewisse Routine Einzug hält. Im Alltag (wo es ja sprachlich schon verankert ist), im Berufsleben, sogar in der Freizeitgestaltung. Quasi eine Gegenposition zur meiner erinnerten Kindheit. Eventuell war ich selbst damals auch neugieriger. In jedem Fall war als Kind oder Jugendlicher so vieles aufregend, spannend, faszinierend, gerade weil eben so vieles für mich neu und unbekannt war.
Bert (Frisch) von der SY Heimkehr hat uns auf dem Losfahrertreffen unseres Vereines TransOcean am 30. März mit genau dieser Frage begrüßt, schließlich steht uns fast allen ein „erstes Mal“ hinsichtlich einer Langfahrt bevor. Auch wenn es einer zusätzlichen Motivation wohl nicht unbedingt bedurft hätte, es tat eben doch gut, den Wissensdurst, die Vorfreude auf Neues, bisher Unerlebtes, ein Aufbrechen der eigenen Routinen, noch einmal so auf den Punkt gebracht zu bekommen.
Nun sind Routinen selbstverständlich nicht per se negativ oder schlimm, sondern etwas, worauf ich ja gerade im Berufsleben auch lange hingearbeitet habe. Eingeübte Abläufe, die Fehler vermeiden helfen sollen oder es ermöglichen, komplexe Themen kompetent, eben ROUTINIERT abzuarbeiten. Und mein Beruf fordert mich trotzdem jeden Tag, macht mir Spaß und Freude. Es ist keineswegs so, dass ich vor dem Job oder einer Eintönigkeit im Beruf fliehe und deswegen auf Langfahrt gehen will. Aber die Motivation dafür, jetzt auf Langfahrt zu gehen, hatte ich ja schon beschrieben.
Interessanterweise sieht der Eingangsbereich meiner Arbeitsstelle so aus:
Ich hatte dieses Zitat von Henry Ford im Firmenkontext übrigens durchaus mit einiger Skepsis betrachtet, schließlich sind wir Marktführer und möchten das auch bleiben, sollten also sicher nicht alles anders machen. Andererseits ist klar, dass in einem dynamischen Markt Stillstand relativer Rückschritt ist, also nur das wirklich Bestand hat, was sich anpasst und damit verändert.
Vor dem Hintergrund der Entscheidung für einen langen Törn gehe ich inzwischen jedesmal mit einem ziemlich breiten Lächeln durch diesen Eingangsbereich.
Wann habe ich zuletzt etwas zum ersten Mal getan? Mein erster Nachttauchgang fällt mir ein, das ist noch nicht lange her, zu Beginn diesen Jahres. Und ja, er war verbunden mit einem gewissen Kribbeln im Bauch, einer gespannten und auch etwas angespannten Erwartung von etwas Neuem. Es werden jedenfalls einige „erste Male“ auf unserer Langfahrt auf uns warten. Wir freuen uns darauf!
Aber die Frage lässt sich auch umdrehen: Zur Zeit ist es erstmals so, dass ich viele Dinge zum letzten Mal mache. Größere und kleinere Entscheidungen, Treffen, Veranstaltungen, Sitzungen. Im Beruf natürlich, aber auch im privaten Bereich heißt es häufig: das wird jetzt wohl erstmal (zumindest für lange Zeit) das letzte Mal sein. Und diese „letzten Male“ sind – zumindest ganz überwiegend – mit positiven Gefühlen verbunden. Nicht Wehmut, eher fröhliches Erstaunen, auch Genießen des Augenblickes, auch ein wenig ungläubiger Dank dafür, sich überhaupt bewusst für einen anderen Weg entscheiden zu können.
Wieder ein Schritt. 😊
Und jetzt, wo ich über erste und letzte Male nachdenke, begegnen mir die diesbezüglichen Sinnsprüche an vielen Stellen. Auf der Konfirmation meines Neffen habe ich in meinem Heimatdorf am vorletzten Wochenende direkt gegenüber der Kirche das folgende Schild entdeckt:
Das ist – glaube ich jedenfalls – dem Auspruch des österreichischen Philosophen Paul Watzlawick entlehnt, der umgekehrt formulierte: „Wenn du immer wieder das tust, was du immer schon getan hast, dann wirst du immer wieder das bekommen, was du immer schon bekommen hast.“
Wenn wir also das spannende kindliche Gefühl der faszinierten Erwartung des Unbekannten wollen …
… dann braucht es dafür wohl auch erste letzte und vor allem letztlich auch wieder erste Male.