Faaite 2

Der Schutz vor dem vorhergesagten unangenehmen Wetter ist gut hier in Faaite. Tatsächlich soll sich ein Starkwind- und Regenband praktisch über die gesamten Tuamotus erstrecken.

Erstmal aber bekommen wir es nur mit zunehmendem Wind zu tun. Soweit gut, da können wir wingfoilen (Ralph und Ralf) bzw. surfen (Ingo) oder machen ausgedehnte Strandwanderungen (Andrea und Wiebke). Und wieder einmal gibt es ein leckeres Abendessen mit anschließendem Spiel auf der Lille Venn.

Abgesehen von ein paar kräftigen Schauern ist das Wetter noch gut. Wir spazieren durch den Ort Hitianau, mit seinen etwa 300 Einwohnern die einzige Siedlung auf dem Atoll Faaite und direkt am Pass in die Lagune gelegen.

Trotz des vielleicht insgesamt nur etwa einen Kilometer langen Straßennetzes in Form von zwei parallelen Wegen mit ein paar Querverbindungen gibt es auffällig viele E-Bikes. Dieses Phänomen haben wir aber auch schon auf anderen Atollen beobachtet. Immerhin – keine knatternden Mopeds und von den wenigen vorhandenen Autos sehen wir auch keines unterwegs. Es gibt vier kleine Lebensmittelläden, wovon einer allerdings nur die Größe von zwei Telefonzellen hat und mit Kiosk eigentlich schon schmeichelhaft beschrieben wäre. Aber die Grundversorgung ist jedenfalls gesichert und außerdem gibt es auch noch eine Bäckerei für frische Baguettes. 🥖

Gut, etwas anderes wird dort tatsächlich nicht gebacken, aber wenn man zwischen 7.00 und 8.00 Uhr bestellt, trägt Joana das handschriftlich in ihr großes Buch ein und man kann zwischen 14.00 und 15.00 Uhr die noch warmen Baguettes bei ihr abholen.

Zweimal gelingt uns das im Trockenen, beim dritten Mal allerdings muss ich das Brot im wasserdichten Rucksack durch den Tropenregen zurück zum Boot bringen.

Bei Sonnenschein aber präsentiert sich Faaite verträumt freundlich. Ausnahmslos jeder Bewohner grüßt uns lächelnd im Vorbeigehen oder von der schattigen Veranda aus. Wäsche baumelt auf der Leine, …

… die Meeresfarben finden sich selbst auf dem Friedhof wieder …

… Bootsbauprojekte werden im Garten unter einer Wellblechkonstruktion angegangen …

… und die wieder einmal etwas übergroße Kirche ist in fröhlich bunten Farben gestrichen.

Vielleicht soll das auch ein dunkles Kapitel in der Inselgeschichte vergessen machen: 1985 wurden hier mehrere Menschen Opfer einer kollektiven religiösen Psychose. In Abwesenheit des Pfarrers überzeugten Durchreisende die Gemeindemitglieder, der Teufel sei auf der Insel und müsse ausgetrieben werden. Sie verursachten eine Hysterie, bei der in vermeintlichem Exorzismus sechs Menschen zum Teil lebendig verbrannt wurden.

Trotz dieses schrecklichen Vorkommnisses vor rund 40 Jahren und obwohl sich das Wetter inzwischen deutlich verschlechtert hat, besuchen wir am Sonntag den Gottesdienst. Hin kommen wir immerhin noch einigermaßen trocken.

Fast durchgängig auf tahitianisch mit nur wenigen französischen Einsprengseln abgehalten, verstehen wir zwar nicht viel. Aber wie bisher immer in Französisch Polynesien ist auch hier der Gottesdienst von beeindruckendem, mehrstimmigen Gesang geprägt.

Innen ist die Kirche ähnlich farbenfroh wie von außen. Neben geschnitzten Kreuzgangsmotiven finden sich farbenfrohe naive Malereien und eine mit bunt blinkenden Lichtern verzierte Krippe. Muschelkronleuchter hängen von der Decke. Blickfang aber sind vor allem der mit einem kunstvollen Muschelmosaik überzogene Altar und das mit aus Perlmutt gebildeten Strahlen ausgeformte zentrale Kreuz (auf das Bild klicken für bessere Auflösung):

Da nimmt es kaum Wunder, dass der uns freundlich einbeziehende Pfarrer zum weißen Talar türkisfarbene FlipFlops trägt.

Französisch Polynesien halt. Dazu gehört dann wohl auch Tropenregen. Schon während des Gottesdienstes trommelt der Regen auf das Kirchendach, der aufbrausende Wind bläst ihn durch die zunächst noch weit geöffnete Tür und die Fenster herein.

Trocken zurück kommen wir jedenfalls nicht, inzwischen hat uns das Schlechtwetterband erreicht:

(Video courtesy: Ingo, Easy-One)

😳

Dunkle Wolken im Paradies?

Na klar, sonst wäre es hier auf den Inseln ja nicht so grün. Obwohl, auch in den Tropen kann nicht jedes Eiland mit üppigen Planzenwachstum wuchern: Mopion zum Beispiel macht es gerade aus, nur ein kleiner Klecks Sand zu sein, umgeben von Korallen und nur mit einem einzigen, palmblattgedeckten Sonnenschirm bestanden. Je nach Witterung kann das Teil auch als Regenschirm taugen 😉.

Mopion. Mit aufziehendem Tropenschauer. Ist doch herrlich dramatisch und gleich viel weniger kitschig.

Auf dem Weg hierher haben wir erst in der schönen (und sehr grünen) Anse la Roche im Norden von Carriacou einen Zwischenstop eingelegt und ausgiebig an den pittoresken Felsen in der Bucht geschnorchelt. Dann ging’s aber doch weiter zum Ankerplatz zwischen Petit St. Vincent (gehört zu St. Vincent 🇻🇨) und Petit Martinique (gehört zu Grenada 🇬🇩). Der Ankergrund hier ist etwas tricky, obwohl es in der Seekarte gar nicht so aussieht, aber wir haben zwischen zwei Superyachten (eine davon mit einem unfassbar großen aufblasbaren Einhorn auf dem Vorschiff) dann doch einen Sandspot gefunden, in dem unser Anker über Nacht trotz diverser Drehungen der Flora um die eigene Achse gut gehalten hat.

Vor allem aber können wir von hier aus eben den Dinghyausflug mit Florecita nach Mopion unternehmen. Also Wein und Gläser eingepackt und in strahlendem Sonnenschein schnell los, denn am Horizont erscheinen schon ein paar dunkle Schatten.

Mopion haben wir ganz für uns alleine und wir umwandern die ganze Insel, was fast zwei Minuten dauert. Na klar, die Drohne kommt auch noch zum Einsatz:

Zurück an Bord der Flora gibt es dann weit weniger Regen als erwartet, die dicksten Wolken ziehen vorbei. Und Heute: strahlender Sonnenschein. Und Mopion wurde von einem anderen Dinghy aus “bevölkert”.

Wir segeln gerade bei herrlichsten Bedingungen wieder nach Norden in Richtung St. Vincent. Am Donnerstag und Freitag soll viel Wind kommen, da wollen wir möglichst bereits auf Martinique 🇲🇶 sein, weil Jan am Samstag von dort aus zurück nach Hamburg fliegt.