Was machen wir eigentlich so die ganze Zeit hier in Apia? Das fragen wir uns manchmal selbst, denn die Tage scheinen so schnell vorbei zu fliegen.
Zunächst mal nutzen wir die Zeit, um von der vergleichsweise guten Versorgungslage zu profitieren. Insbesondere der „Lucky Food“-Supermarkt bietet eine recht gute Auswahl und überrascht uns gelegentlich mit lange nicht gesehenem: Brokkoli und Blumenkohl zum Beispiel. Und Lamm – wir kommen Neuseeland näher. Aber nicht nur Lebensmittel kaufen wir ein. Im „Bluebird – Lumber and Hardware“-Baumarkt finden wir neue wasserabweisende Kissen fürs Cockpit, diversen Kleinkram und – nicht ausgestellt sondern versteckt in der Glaskabine des Marktleiters – einen neuen Starlink-Mini. Das freut uns ganz besonders. Zwar funktioniert unser Starlink (Gen. II Dishy) an Floras Heck wirklich gut, aber er ist leider extrem energiehungrig. Etwa 10 Ampere verbraucht er pro Stunde, verdoppelt damit ungefähr unseren Grundverbrauch. Der kleine Starlink Mini sollte sich ungefähr mit der Hälfte begnügen, das wäre dann tatsächlich eine immense Verbesserung. Und zugegeben haben wir uns an die durch Starlink-Satelliten-Internet eröffneten Online-Möglichkeiten selbst an entlegenen Orten und auf hoher See so gewöhnt, dass wir gerne ein Backup hätten. Der Starlink Mini ist nur etwa so groß wie eine DIN A4 Seite und benötigt keinen zusätzlichen Router, kann theoretisch sogar über einen leistungsstarken USB-C Anschluss versorgt werden. Wir haben ihn hier im Hafen erst einmal provisorisch unter dem Vorschiffsluk platziert und sind mit seiner Leistung mehr als zufrieden.
Allerdings müssen wir uns für den Einsatz auf See noch eine gute Befestigung überlegen. Scheibenbefestigungen mit Saugnäpfen gibts zwar online, aber die haben wir hier in den Geschäften noch nicht gefunden. Improvisation ist mal wieder gefragt.
So auch bei der Reparatur unserer Solarpanel, quasi auf der umgekehrten Seite: wie kommen wir zu Energie.
Auf Bora Bora hatte ja eine 42 kn Böe den nach inzwischen 7 Jahren mürbe gewordenen Nähten unserer guten SunWare-Solarpanele den Rest gegeben und sie vom Bimini (dem Sonnenschutz über dem Cockpit) gerissen. Die Solarpanel selbst sind heil geblieben und funktionstüchtig. Aber der angenähte Stoff ist bei einem Panel ganz, bei den anderen teilweise abgerissen. Dabei sind auch ein paar Tenax-Knöpfe aus dem Bimini gefetzt und haben Löcher hinterlassen.
Durch den Kunststoffrand der Panel können wir mit unserer einfachen (Haushalts-) Nähmaschine nicht nähen. Segelmacher können das mit ihren kräftigen Maschinen, aber leider gibts auf Samoa keinen Segelmacher. Wie so oft ist auch hier die Noforeignland-App eine große Hilfe. Mit ihr machen wir einen Polsterei-Betrieb ausfindig, der auch Notreparaturen an Segeln durchführt. Mit dem Taxi fahre ich zum am Stadtrand gelegenen Unternehmen. Im Gepäck habe ich neben den Panels auch Sunbrella-Stoff für die Reparatur.
Joseph probiert zunächst in meinem Beisein aus, ob er durch die Panel nähen kann. Das klappt, und so lasse ich ihm die Sachen da. Zwei Tage später kann ich sie repariert wieder abholen.
Preiswert ist das Ganze auch noch und so entschließen wir uns, das Bimini nochmal komplett abzubauen und von ihm reparieren und verstärken zu lassen. Zwei weitere Taxifahrten an den Stadtrand von Apia, aber Taxifahrten sind hier ausgesprochen günstig, einfach zwischen 5 und 10 Tala (etwa 1,70 bis 3,30 Euro). Und der Taxifahrer wartet gerne, um auch die Rückfahrt mitzunehmen. Die Tenax-Knöpfe schraube ich vorher ab und schlage sie hinterher neu ein. Das funktioniert gut und so hat Flora wieder eine etwas bessere Energieversorgung.
Insgesamt haben wir theoretisch 830 Wattpeak an Solar, davon 430 durch das große Panel auf den Davits an Floras Heck.
Weitere 400 Wattpeak könnten die Solarpanel auf dem Bimini liefern. Die jetzt wieder einsatzfähigen SunWare-Module steuern ja seit Jahren zuverlässig 200 Wattpeak bei. Die semiflexiblen sind zwar nicht ganz so effektiv wie das feste Panel auf den Davits, aber immerhin. Ein ziemlicher Reinfall dagegen sind die (deutlich billigeren) SunBeam-Panel. Für diese hatten wir erst letzten Oktober in Tahiti von einem Segelmacher eine Befestigung mit Reißverschüssen und Klett auf dem Bimini machen lassen. Aber schon jetzt liefert eines der Panel gar keine Leistung mehr, zudem werden beide Panel an der Oberfläche so matt, dass auch die Leistung des zweiten Panels jedenfalls beeinträchtigt ist.
Da werden wir uns wohl im Winter in Neuseeland auf die Suche nach einem hochwertigeren Ersatz machen müssen.
Und was gibt’s sonst noch so an Bootsarbeiten? Wir nehmen alle Vorhänge ab, behandeln sie gegen Spak und waschen sie. Danach holen wir uns Fingerkrämpfe beim Wiederaufhängen, weil gefühlt hunderte kleine Haken verdeckt durch die Ringe in den Schienen an den Fenstern gefädelt werden müssen. Und wir betreiben im Motorraum Ursachenforschung für die Überhitzung des Generators. Genau genommen schließen wir einige mögliche Ursachen aus. Der Impeller ist ok, die Schäuche sind es auch. Das Leck scheint in der Seewasserpumpe selbst zu liegen und auch der Wärmetauscher muss ausgebaut und gereinigt werden. Wir bleiben also bis Neuseeland wohl erstmal ohne Dieselgenerator, aber das ist nicht weiter schlimm.
Außerdem wird das Schiff mal wieder ausgiebig mit Süßwasser gewaschen, ein Luxus hier am Steg im wasserreichen Samoa.
Es lebt sich immer noch schräg und trotzdem doch so viel angenehmer. 20 Grad Winddreher, statt 40 grad hoch am Wind jetzt 60 Grad voll und bei. Dazu haben Wind und Wellen etwas abgenommen. Ab und zu kommt noch eine See an Deck, aber das ist zum Glück selten geworden.
Der strahlend blaue Himmel tut ein übriges, wir sind raus aus dem “da müssen wir jetzt durch”-Modus und können wieder genießen.
Gestern Abend dagegen sah das noch ganz anders aus. Um wenigstens in Ruhe Abendbrot essen zu können, haben wir tatsächlich einfach beigedreht. Das Groß war eh im zweiten Reff und dichtgesetzt, die Fock stand voll. Durch den Wind wenden, ohne die Schoten zu fieren, danach gegenlenken und das Steuerrad (bei backstehender Fock) festsetzen. Erfolg: statt wildem Gebolze und durch die Wellen springender Flora kehrt urplötzlich eine kaum fassbare Ruhe und Stabilität ein. Keine überkommende See mehr, nur noch leichtes Rollen des Bootes in der Welle. Wir können uns an Bord unverkrampft bewegen und eben auch in Ruhe essen. Driften halt langsam ein bisschen in die falsche Richtung, das ist hier auf dem freien Ozean ja völlig unerheblich.
Nicht zu unterschätzen ist auch der psychologische Effekt dieser Erfahrung: wenn wir so einfach die Situation beruhigen können, kann es allzu schlimm ja doch nicht sein! Und dann kann es weiter gehen mit dem wilden Ritt.
Weil zu unserer Kommunikation per Starlink immer mal wieder Fragen kommen: bisher funktioniert es einwandfrei, selbst bei dem Gebolze der letzten Tage. Tarif Mobile Global, Priority Data toggle auf “on”.
Wir schalten es weiterhin zumindest über Nacht aus, indem wir es vom Strom nehmen. Manchmal auch zwischendurch am Tag. Der Grund dafür ist simpel: Starlink zieht etwa 65 Watt Strom, etwa 5 Amp pro Stunde bei 12 Volt. Hinzu kommt, dass er über den 230 Volt Inverter betrieben wird, was zusätzlich Strom verbraucht. Damit ist es unser größter Einzelverbraucher an Bord, benötigt (wenn eingesteckt) mehr Strom als etwa unser Kühlschrank oder unser unermüdlicher elektrischer Autopilot. Wir wissen von anderen Booten, dass sie ihr Starlink auf Passage trotzdem durchlaufen lassen aus der Befürchtung heraus, es würde bei Wiedereinschalten eventuell keine Verbindung herstellen können. Wir haben bisher allerdings damit keine Probleme gehabt. Es dauert nur manchmal länger, bis eine stabile Verbindung steht:
Bis zu 15 Minuten müssen wir uns schon mal gedulden. Nicht so wild. Dafür gibt’s unterwegs flottes Internet (entsprechend gute Wetterinfos), Telefonate mit der Familie und und und.
Noch etwas zur Stromproduktion auf Flora: eigentlich übernehmen unsere Solarpanele die Hauptlast dieser Aufgabe. Panele von 630 WP sind fest installiert, weite 200 WP hängen wir bei Bedarf und Möglichkeit mit günstiger Ausrichtung zum Beispiel am Seezaun auf. In den zurückliegenden bewölkten und regnerischen Tagen bringen die Solarzellen allerdings nicht sehr viel. Wir mussten trotzdem nicht auf den 5 KW Dieselgenerator zurückgreifen (was bei so viel Schräglage auch nicht völlig unproblematisch wäre), weil der Silentwind Windgenerator a Floras Heck quasi Idealbedingungen hatte und gut produzierte. Oft ungeliebt wegen der Geräuschentwicklung älterer Anlagen am Ankerplatz, ist der Windgenerator auf Seepassagen für uns eine hervorragende Ergänzung.
Etmal 156 sm, gesamt auf dieser Passage 1.960 sm, rechnerisch bis Gambier noch 1.340 sm.
Es ist weiter langsames, aber ausgesprochen angenehmes Segeln. Achterlicher Wind zwischen (meist) 8 kn und in Böen (gelegentlich) mal 14 kn, dazu eine nicht allzu hohe Dünung.
Gestern Mittag haben wir in einigem Abstand die Isla San Benedicto und die Isla Socorro passiert. Diese Felseneilande weit draußen im Meer gehören noch zu Mexiko und sollen echte Tauchparadise sein. Der Aufenthalt erfordert allerdings eine vorherige und mit über 100 Dollar am Tag ziemlich teure Genehmigung. Ein Notstop an den Inseln etwa wegen erforderlicher Reparaturen wäre zwar sicher möglich, aber an Bord ist alles klar und das Wetterfenster für die Weiterfahrt derzeit auch ganz vielversprechend. Jedenfalls holen wir jetzt die mexikanische Gastlandsflagge endgültig ein.
Im Versuch, dem wenigen Wind einigermaßen Bootsgeschwindigkeit zu entlocken, lüften wir die gesamte Segelgarderobe einmal durch. Vom Schmetterling mit ausgebaumtem Code0 wechseln wir auf den Gennaker und das Groß, dann den Gennaker alleine, wieder Schmetterling. Dann Passatbesegelung mit ausgebaumter Fock an Backbord und ausgebaumtem Code0 an Steuerbord. Das bedeutet, dass wir uns zugleich ein Sportprogramm verordnen, denn der Umbau der Bäume und das Einholen und Setzen der Segel sorgt eben auch für körperliche Anstrengung.
Interessanterweise haben wir dabei Zuschauer. Mehrere Boobies fliegen die Flora an und versuchen auf ihr ein Plätzchen zu ergattern. Nachdem uns kürzlich einige Vögel von der Saling aus das ganze Deck und das Bimini samt Solarpanelen zugekotet haben (im wahrsten Sinne des Wortes ätzend), sind wir darüber allerdings nur mäßig erfreut.
Einer landet auf dem Bimini . Äußerst unwillig lässt er sich von dort vertreiben und nimmt dann auf dem äußersten Ende des Dinghies hinten in den Davits Platz. Na gut, da dürfte der Großteil seiner Hinterlassenschaften über Bord gehen. Er bleibt dann auch die ganze Nacht dort sitzen.
Uneingeschränkt gern gesehen ist dagegen der Delfinbesuch an der Flora. Mehrere große Schulen lassen sich sehen, eine spielt eine ganze Zeit am Bug der Flora.
Einen riesengroßes Dankeschön möchten wir Euch aussprechen, wir haben uns über die vielen guten Wünsche zu dem Start unserer Passage sehr gefreut, die uns über die verschiedenen Social-Media-Kanäle erreicht haben. Es ist toll zu sehen, dass Familie, alte und neue Freunde, Kollegen und in alle Welt verstreute Segelfreunde in Gedanken bei uns sind.
Möglich wird das Kontakthalten derzeit auf hoher See über Starlink. Wir schalten das Satelliten-Internet auf dieser Passage bisher zwei- bis dreimal am Tag ein, rufen die neuesten Wetterberichte ab, machen unsere Französisch-Lektionen. Und bleiben eben auch über Email, Facebook, WhatsApp und Instagram mehr oder weniger verbunden. Bisher hat der Verbindungsaufbau zu Starlink auch auf See unproblematisch geklappt, wir hoffen mal, dass das so bleibt.
Etmal 107 sm, bisher auf dieser Passage somit 353 sm, verbleiben rechnerisch bis zu den Gambier noch 2.947 sm.
Wir segeln weiter an der Pazifikküste der Baja California hinunter. Derzeit mit eher leichten Winden, nachts und vormittags meist aus östlicher Richtung, nachmittags aus nordwestlicher. Wir wechseln auf dem Törn zur Isla San Benito viermal zwischen Code0 und Gennaker.
Mit dem blauen Gennaker geht’s dann auch in die Nacht, farblich passend zum aufgehenden Vollmond.
Herrlich, bei fast glatter See zieht uns das Segel auch bei Fast-Flaute voran, erst zum Wachwechsel um 3.00 Uhr werfen wir dann doch den Motor an.
Am Morgen erreichen wir die Islas San Benito, eine kleine Gruppe von kargen Felseninseln etwa 25 km westlich der größeren Isla Cedros. Die Anfahrt zum Ankerplatz ist etwas tricky, denn unsere aktuelle C-Map-Charts auf dem Plotter sind hier extrem ungenau: ihnen zufolge würden wir auf der Insel ankern:
Die Navionics-Charts auf dem iPad sind sind hier besser, gaukeln uns allerdings bei der Anfahrt große Bereiche mit 30 m Wassertiefe vor, obwohl wir noch deutlich über Hundert Meter unter dem Kiel haben. Wir tasten uns in die Ankerbucht und finden: es lohnt sich! Sehr!
Auf Isla San Benito Oeste werden wir herzlich begrüßt. Zuerst von einem Pulk verspielter junger Seelöwen, die unser Dinghy zum Strand begleiten. Und an Land dann von den freundlichen Fischern. Sie arbeiten für eine Gesellschaft, die hier und an anderen Orten einfache Fishing-Camps unterhält. Die Fischer werden dann für 14 Tage im Wechsel zu diesen Camps geschickt. Derzeit ist Lobster-Saison, eines der hoch motorisierten offenen Boote haben wir draußen auch Körbe ausbringen sehen. Als wir an Land gehen, sind die Jungs allerdings gerade dabei, das Dach einer der Hütten instand zu setzen.
Zeit für einen kurzen Schnack ist trotzdem. Sie zeigen uns den Beginn des Pfades zu den beiden Leuchttürmen der Insel.
Vorbei an der türlosen und geduckt wirkenden Mini-Inselkirche …
… und dann in Serpentinen den Geröllpfad hinauf. Die Vegetation ist eher spärlich und niedrig. Aber trotzdem zum Teil wunderschön. Neben flachen, eher bodendeckenden Kakteen …
… findet sich Eiskraut, das mit seinen Papillen aussieht, als würden Tautropfen oder gar Kristalle an den Pflanzen haften.
Wilde Malven setzen weitere Farbtupfer in die Landschaft.
Aber einzig die Agaven ragen etwas in die Höhe, weshalb die zahlreichen Raben sie gerne als Aussichtspunkt wählen, egal ob die Blütenstände schon abgestorben sind oder sich noch in gelbgrüner Pracht zeigen.
Der niedrige Leuchtturm auf dem 200 m hohen Hügel in der Inselmitte steht offen, über Alu-Leitern können wir bis zur Optik mit den Fresnel-Linsen hinaufsteigen.
Und der Ausblick vom umlaufenden Balkon über die Inselgruppe mit Flora am Ankerplatz und bis hinüber zur Isla Cedros ist phantastisch:
Die Drohne kann das noch toppen, indem sie auch noch die Brandung an der Westküste mit erfasst. Was für eine wilde, kraftvolle Landschaft:
An den Stränden der abgeschiedenen Inselgruppe finden sich neben Seelöwen auch mehrere Kolonien der deutlich selteneren Seeelefanten.
Von Kämpfen um seinen Harem gezeichneter Seeelefantenbulle
Ja, es riecht etwas …
Zurück im Camp rufen uns die Fischer zu ihrer Küchenhütte und schenken uns gleich einige Lobsterschwänze. Was für eine Gastfreundschaft! Bedanken können wir uns, als wir ihnen später über unser Starlink-WLAN aus der Abgeschiedenheit der Insel Kontakt zu ihren Familien ermöglichen.
Warnung: mal wieder ein eher technischer Beitrag und detailliert auch hinsichtlich der Kosten, weil wir auf dieses Thema mehrfach angesprochen wurden.
Internet an Bord, auch wenn sich das Boot außerhalb des Telefon- und Mobilfunknetzes befindet: unser IridiumGo kann das nur sehr eingeschränkt. (Text-)Emails und Wettergribfiles, das klappt. SMS und (eingeschränkt) Telefon auch. Echtes Internet aber nicht, dafür reicht die Datenübertragungsgeschwindigkeit (2,4 Kb/Sek) schlicht nicht.
Starlink (Internet über das Satellitensystem von SpaceX) könnte eine Lösung sein.
Starlink bietet zwei verschiedene Typen Hardware an: die “normale”, landbasierte Version und die Marineversion. Letztere verspricht “global maritime coverage” mit bis zu 220 MBits Downloadgeschwindigkeit, kostet für die Hardware mindestens 2.500 $ und Gebühren ab etwa 1.000 $ monatlich (dann auf 1 Terrabite Daten Volumen pro Monat beschränkt, die im Netz kursierenden nochmal deutlich höhere Zahlen beziehen sich wohl auf die Serviceversion mit unbeschränktem Datenvolumen). Jedenfalls deutlich zu teuer für uns. Die “normale Version” kostet etwa 500 $ für die Hardware, derzeit gilt in Kanada ein Angebot von 350 Ca$ (etwa halber Preis). Der monatliche Service kostet 140 Ca$ (etwa 100 $) für eine feste Adresse. Das wäre dann nur sehr bedingt an andere Plätze zu übertragen. Mit einem Wohnmobilvertrag („ROAM“) kostet es 170 Ca$ im Monat für eine Nutzung in Nordamerika. Bei einem „weltweit“-Wohnmobilvertrag sind es monatlich 260 Ca$, wobei man den Vertrag auch monatsweise aussetzen bzw. wohl auch umstellen kann (letzteres soll schwieriger sein und die Option findet sich auf der Starlink App jedenfalls nicht). Die Preise sind jeweils Flatrate, bis zu 5 Devices gleichzeitig können nutzen. Die Hardware für feste Landadresse und Wohnmobil ist identisch. Starlink weist darauf hin, dass diese Versionen nur für eine Verwendung an Land bestimmt sind. Trotzdem wird derzeit auf unzähligen Yachten Starlink ROAM verwendet. Laut Starlink Nutzungsbedingungen kann technisch die Nutzung auf See ausgeschlossen werden (Geofencing, z.B. wenn weiter als eine beistimmte Anzahl Meilen von Land entfernt). Ob und wann Starlink das tatsächlich macht, ist derzeit unklar. Wir kennen mehrere Boote auf dem Pazifik, die derzeit unterwegs zu den Marquesas vollen Empfang haben. Wir haben aber auch von einem Boot gehört, die ab Verlassen der US-Ostküste keinen Empfang mehr hatten, in den Bahamas dann aber wieder vollen Empfang, wobei diese Unterbrechung auch technisch bedingt sein kann, manche Yachten berichten von Problemen beim Rebooten, wenn sie nicht an einem ruhigen Ankerplatz oder im Hafen liegen. Für uns hier in den Fjorden von British Columbia und regelmäßig komplett ohne Telefonnetz wäre Starlink die einzige realistische Möglichkeit, volles Internet an Bord zu haben. Ob es aber das IridiumGo für die Grib-Dateien auf langen Ozeanpassagen ersetzen kann ist unklar. Und eine (lokale) Telefonkarte für Landausflüge wird man wohl auch zusätzlich weiter brauchen.
Trotzdem, da wir hier in British Columbia noch länger unterwegs sein wollen und danach über San Francisco hinunter nach Mexiko in die Sea of Cortez segeln wollen (wo es auch wieder nur sehr bedingt Telefonempfang gibt) haben wir uns Starlink bestellt.
Der eigentlich simple Bestellvorgang hat bei uns einige Frustration mit sich gebracht, weil unsere – ansonsten funktionierenden – Kreditkarten durchgängig alle von Starlink abgelehnt wurden. Nach vielen Versuchen auch mit anderen Lieferadressen und über VPN hat es dann aber mit Hilfe von Freunden funktioniert.
Die Lieferung hat dann trotz der dazwischen liegenden Osterfesttage weniger als eine Woche gedauert. Und der Anschluss? Plug and Play, simpler gehts wirklich nicht. Zur Erläuterung einfach mal das Foto der KOMPLETTEN INSTALLATIONSANLEITUNG:
Was die Stromversorgung angeht: sowohl 110 als auch 230 Volt, sowohl 50 als auch 60 Hertz funktionieren. Der Anschluss an Bord läuft also über die Steckdose, ohne Landstrom über Inverter. Ein direkter Anschluss ans 12 Volt Bordnetz würde Umbauten der Anlage erfordern, Starlink arbeitet mit 48 Volt. Also nehmen wir lieber die Energieverluste beim mehrfachen “Umstromen” in Kauf. Der Stromverbrauch im Betrieb ist ohnehin mit etwa 100 Watt bzw. 8-10 Ampere (incl. Inverter) so hoch, dass wir Starlink ohne Landstrom nicht durchlaufen lassen, sondern nur zeitweise anschalten werden.
Selbst mit der provisorischen Aufstellung der Antenne im Cockpit unter Kuchenbude/Cockpitzelt und damit auch unter dem Großbaum, zudem den anderen Masten um uns herum hier im Hafen haben wir guten Empfang von etwa 50 MBit, also Internet so schnell wie in der Wohnung in Hamburg.
Dauerhaft haben wir Dishy mit einem handelsüblichen Halter für Angelruten an Floras Heck befestigt:
Die Stange von Dishy wurde für einen festeren Sitz leicht aufgepolstert und zusätzlich mit einer gummierten Schlauchschelle gesichert, die zudem am Heckkorb festgelascht wurde. Hat sich inzwischen (Stand Mai 2024) auf einigen Seepassagen nach Mexiko und weiter nach Französisch Polynesien) bewährt.
Mit dem bisherigen Kommunikationsmitteln für Yachten auf hoher See lässt sich Starlink nur schwer vergleichen. Der Preis für den Einbau eines Kurzwellenfunkgeräts ist – verglichen mit dem der Starlink Hardware – auch ein ziemlicher Brocken, das notwendige Büffeln für die Lizenz und die Kosten dafür. Die SSB-Kosten amortisieren sich natürlich auf Langfahrt mit der Zeit, trotzdem, etwa bei einer Atlantikrunde ist das keineswegs per se billiger.
Aber die angebotenen Leistungen sind doch sehr unterschiedlich. Wenn es nur um WetterGRIBs ginge, o.k., aber das Kommunikations- und Informationsbedürfnis der meistens Langfahrer scheint inzwischen doch deutlich darüber hinaus zu gehen. Und 50 GB würden über Pactor per SSB oder über IridiumGo doch ganz schön lange brauchen 😉.
Die Kommunikation mit anderen Langfahrern läuft schon länger nicht mehr vorwiegend über SSB, seit der Verbreitung von IridiumGo haben immer weniger Segler Kurzwellenfunk an Bord. Insofern ist Starlink für viele einfach der nächste konsequente Schritt.
Das Gefühl auf einer Ozeanpassage mag sich dadurch vielleicht verändern, aber das war mit den Möglichkeiten von SSB und später Iridium auch schon so und hängt am Ende davon ab, wie das jeweilige Medium auf dem jeweiligen Boot genutzt wird, also von der individuellen Entscheidung. Trotzdem, wenn die Möglichkeit da ist, wird es wohl nicht ganz leicht sein, sich unterwegs der Versuchung des Online-Gehens tatsächlich zu entziehen.
Und am Ankerplatz? Wahrscheinlich erst recht nicht.
Update 18.04.2023: Starlink bietet seit heute einen weiteren Tarif an. “Maritime Mobility 50 GB” lässt die Nutzung an Land und auch auf dem Ozean zu und bietet anders als das normale regionale oder globale ROAM auch die gleiche Priorität (und damit potentiell höhere Geschwindigkeit) wie die landbasierte Festversion. Preis: 329 Ca$ (etwa 224 €) im Monat. Sind die 50 GB verbraucht, bleibt es an Land beim unbegrenzten (aber nicht prioritären) Datenvolumen, auf See muss man ggfs. für 2$ pro GB nachtanken. Die Vermutung liegt nahe, dass das Geofencing nicht mehr lange auf sich warten lassen könnte.
Update 24.04.2023: Nachdem Starlink zwischenzeitlich zugelassen hat, dass ROAM-Verträge der “normalen” Hardware auf ”Maritime Mobility 50 GB” umgestellt wurden, scheint es jetzt eine Kehrtwende zu geben. Es mehren sich Berichte, nachdem diese Umstellung von Seiten Starlinks wieder rückgängig gemacht wurde und die Verträge automatisch wieder auf ROAM umgestellt wurden. Das würde bedeuten, dass “Maritime Mobility 50 GB” nur für die (teure) “In Motion HP Dish” verfügbar ist. Da scheint allerdings eine weitere Kehrtwende seitens Starlink erfolgt zu sein, denn inzwischen (Stand Mai 2024) wird die Option auch zur Umstellung von Verträgen mit der normalen Dish wieder angezeigt.
Update 02.05.2023: Nachdem über “Maritime Mobility 50 GB”-Option einige Verunsicherung herrschte, hat Starlink eine weitere Tarifoptionen herausgebracht: eine Ergänzungsoption für Priority-Daten, die dann auf dem Ozean nutzbar sind. Preis etwa 2 Dollar pro GB. Starlink hat mit der nachfolgend abgebildeten Nachricht dann auch gleich ordentlich Druck gemacht (wie oben ja bereits vermutet). Das Gute an der Option ist, dass sie beliebig ein- und ausgeschaltet werden kann. Ist man also “an Land” (das heißt, in einem der Starlink Hexagonalbereiche, die auf der Starlink-Verfügbarkeitskarte nicht schwarz sind) schaltet man die Option aus und der eigene “normale”Tarif bietet die “normale” Starlink-Versorgung.
Update 29.06.2023: Wir haben die Ergänzungsaktion “Priority Data” jetzt mehrfach auf Passagen (mithin außerhalb der “An-Land-Verfügbarkeit” ausprobiert und es hat bisher gut funktioniert. Zwei Anmerkungen: Zwar hat zunächst die Verbrauchsanzeige noch tagelang nach der Rückkehr zu Roam den Weiteren Verbrauch von Priority Data angezeigt, jedoch wurden am Ende tatsächlich nur die tatsächlich auf See verbrauchten Priority Daten auch wirklich berechnet. Die Zeitverzögerung bei der korrekten Anzeige wurde zwischenzeitlich auch deutlich reduziert. Ein zweiter spannender Punkt: Bei unserer letzten Passage haben wir Priority Data erst aktiviert, NACHDEM die Roam-Datenverbindung gestoppt hatte. Es ist also tatsächlich möglich, Priority Data zu buchen, wenn (eigentlich) keine Internet-Verbindung mehr besteht. Wichtig ist in jedem Fall, den in der Starlink App unter “Datennutzung” versteckten “mobile priority”-Schalter rechtzeitig wieder auszuschalten, wenn wieder zur normale Roam-Datennutzung zurückgekehrt werden soll, sonst laufen die zusätzlichen Kosten für Priority Data für die komplette Nutzung weiter, die Umschaltung erfolgt NICHT AUTOMATISCH bei Verfügbarkeit.
Update 26.08.2023: Mit dem “kanadischen 🇨🇦” Starlink sind wir inzwischen in den USA 🇺🇸 (Update 14.11.2023: in Mexiko 🇲🇽 ) unterwegs. Wie bisher funktioniert Starlink in Küstennähe ganz normal unter ROAM im Tarif “Mobil-Regional”, denn “regional” erfasst den Kontinent, in diesem Fall Nordamerika. Offshore ist dann halt bei Bedarf “Mobil Priority” dazu zu buchen.
Update 20.05.2024: für die Passage von Mexiko nach Französisch Polynesien haben wir auf “Mobile Global” umgestellt. Zwar sollte der Priority-Schalter bewirken, dass weltweit Daten genutzt werden können, aber einige Nutzer hatten von Problemen beim Wechsel von Kontinenten berichtet. Das Risiko wollten wir nicht eingehen. Außerdem hätten wir dann in Französisch Polynesien keinen unbegrenzten Datenempfang in Landnähe mehr gehabt (eben weil nicht mehr Heimat- bzw. Anmeldekontinent). Mobile Globale kostete zu diesem Moment 260 CAD (etw 200 US$) plus Steuern. Wir sind derzeit noch auf diesem Tarif, haben aber gerade die Ankündigung einer heftigen Gebührenerhöhung für diesen August bekommen. Künftig kosten Global Mobile dann 540 CAD, also mehr als doppelt so viel wie bisher. Die Alternative wird sein, Starlink zum Beispiel in Australien oder Neuseeland mit Mobile Regional anzumelden, das deckt Ozeanien mit ab. Allerdings berichten inzwischen vermehrt Nutzer davon, dass ihnen Sperre angedroht wurde, wenn sie Starlink in diesem Tarif mehr als zwei Monate außerhalb des Anmeldelandes nutzen, ohne Starlink auf das neue (=Nutzungs-)Land umzumelden.
Update 22.05.2024: Starlink bietet jetzt in den Einstellungen endlich die Möglichkeit, die Antenne “Flat” also dauerhaft waagerecht auszurichten.
Update 2.7.2025
Wir haben uns in Samoa einen zusätzlichen Starlink Mini angeschafft. Grund: wir möchten ein Backup für den lieb gewonnenen schnellen Internetzugang unterwegs und wir möchten einen geringeren Stromverbrauch. Eine erste temporäre Position hat die neue Antenne (etwa DIN A4 groß) unter dem Vorschiffsluk gefunden. Der Empfang (im Hafen) ist erstaunlich gut, nur müssen wir uns mit der Befestigung noch etwas einfallen lassen, dann können wir auch über dem Empfang unterwegs auf See berichten. Saugnapfbefestigungen für Fenster sind erhältlich, nur leider hier in Samoa derzeit nicht zu bekommen.
Der Stromverbrauch ist gegenüber der Gen. II – Anlage deutlich reduziert, wir gehen derzeit von etwa 4 Amp (incl. Inverter) aus. Das wäre etwa eine Halbierung!
Update 19.09.2025
Mit dem Starlink Mini sind wir weiter sehr zufrieden. Wir hatten ihn zwischenzeitlich mit Saugnäpfen unter dem Vorschiffsluk montiert. Eine sehr schöne Lösung, bei der die Antenne wenig auffällig ist, allerdings hatten wir durch den Temperaturstau unter dem Luk sehr hohe Temperaturen an der Antenne, die ja zugleich beim Mini Router ist. Mit leicht geöffnetem Fenster war das kein Problem, auf Passage ist das aber nicht ratsam. Wir haben uns deshalb für eine andere Montage entschieden. Der Starlink Mini ist jetzt außen am Biminigestänge montiert. Auch hier stört er technisch auch beim Segeln nicht, optisch fällt er dort nicht stark auf und behindert weder den Durchgang noch den Großbaum. Zudem gibt es tatsächlich wenig Abschattung der Antenne und die Kabelführung kann entlang der Kabel der Solarpanel erfolgen.
Der Stromverbrauch liegt tatsächlich zwischen 2 und 5 Ampere, gegenüber unserem Starlink Gen. II ist das etwa eine Halbierung.
Leistung des Starlink Mini am Ankerplatz in Tonga
Neu ist hinsichtlich des Gen. II, dass Starlink einmal mehr die Vertragsbedingungen angepasst hat. Für unseren pausierten Vertrag haben wir die uns angebotene „Stand-By“-Lösung angenommen, die Starlink auch als Grundverbindung bezeichnet (7 kanadische Dollar monatlich, etwa 4,30 €). Andernfalls wäre unser Vertrag von Starlink gekündigt worden. Die „Stand-By“-Lösung beinhaltet langsames Internet, was für Emails ohne Anhänge ausreichen würde, zudem kann darüber wieder ein Vertrag freigeschaltet werden. Dies ist für uns keine schlechte Lösung als Back-Up, falls unser Mini ausfallen sollte.