Am Panamakanal

Der Abschied aus Bocas del Toro fällt uns schwer, hier gefällt es uns richtig gut. Einmal mehr gibt ein gutes Wetterfenster den Ausschlag, doch den nächsten Schlag in Angriff zu nehmen. Zumal das Internet im Hafenbüro immer noch nicht funktioniert, wir deshalb also nicht absehen können, wann wir hier unser “Permiso de Navegación” bekämen. Ich hole die abgegebenen Unterlagen wieder ab. Das erfordert zwar ein bisschen Diskussion, aber dann bekommen wir ein „Zarpe“, also eine Ausklarierung für die Weiterfahrt zur Shelter Bay Marina am Eingang des Panamakanals (ohne Permiso ist auch innerhalb Panamas ein Zarpe erforderlich).

Und warum wollen wir da hin? Wir haben hier auf der Karibikseite Panamas doch noch gar nicht Guna Yala (San Blas Inseln) besucht. Die wollen wir natürlich auf keinen Fall auslassen. Aber: anders als zum Beispiel im Nordostseekanal erfordert die Durchfahrt im Panamakanal einiges an formalem Aufwand. Dazu gehört auch eine offizielle Vermessung, für die ein Inspektor an Bord kommen muss. Erst wenn die Vermessung erfolgt und im System ist, kann ein Antrag auf die Passage zu einem bestimmten Termin (innerhalb von zwei Monaten, so lange ist die Vermessung gültig) gestellt werden.

Und da wir auf dem Weg von Bocas del Toro ohnehin am Eingang des Kanals vorbei kommen, wollen wir die Inspektion schon mal vorab erledigen. Dann können wir auch besser einen Wunschtermin planen.

Ist gar nicht so weit, gut 140 sm. Also mit Nachtfahrt, wir fahren kurz nach Mittag los und sollten spätestens am nächsten Tag Mittags da sein.

Der Törn lässt sich gut an, gleich am Anfang angeln wir einen Bonito. Großzügig filetiert (wirklich jedes Fitzelchen dunkelrotes Fleisch muss weg) sorgt er für wirklich leckere Fisch-Tacos! Und die Strömung schiebt uns auch stärker als erwartet, es wird trotz anfänglicher Flaute eine schnelle Fahrt.

Schon bei Sonnenaufgang erreichen wir die Reede vor Colón.

An die 70 große Schiffe liegen hier vor Anker und warten auf die Kanalpassage, einige vielleicht auch nur auf die Be- oder Entladung in Colón.

Wir können uns aber ganz unproblematisch vorbei schlängeln und hinter der zwei Seemeilen weit ausgreifenden Westmole gleich wieder aus dem Großschiffahrtsfahrwasser heraus zur Shelter Bay Marina abbiegen. Und da liegen wir jetzt.

Oben links kann man den Beginn der Großschiff-Reede auf der anderen Seite des langen Wellenbrechers erkennen. Wie rechts am Bildrand zu sehen ist, kann man auch vor der Marina ankern. Wir sind aber in die Marina gegangen, was das Prozedere für uns vereinfacht. Unser Agent Erick antwortet sofort auf unsere WhatsApp, kommt direkt vorbei und bespricht den Ablauf. Er schafft es, dass gleich am nächsten Tag ein Inspektor die Vermessung unseres Schiffes durchführt.

Wobei das eigentliche Messen der Länge des Bootes zwar den geringsten Teil der Zeit ausmacht, aber doch einen lustigen Aha-Moment bietet. Trotz ausreichend langem Maßband wird die Messung nämlich geteilt durchgeführt. Erst nur bis zum Steuerrad und dann der Bereich dahinter. Warum? Weil in den (offensichtlich aus der Großschifffahrt stammenden) Formularen die Entfernung vom Bug bis zur Brücke und von der Brücke bis zum Heck getrennt anzugeben ist 😁.

Der zeitaufwändigere Teil ist dann das Ausfüllen der verschiedenen Formulare, zumal die Eingabe in das Tablet des Inspektors hakt und er einiges erst mal handschriftlich notieren muss.

Im Prinzip ist die Länge der Yacht gar nicht mal sooo wichtig, jedenfalls fällt für alle Yachten bis 65 Fuß Gesamtlänge der gleiche Mindestpreis an. 1.600 US$ Transit Toll, plus 450 US$ weitere Gebühren für Inspektion, Security Fee, Canal EDCS, Bank, Leinen- und Fendermiete. Der Agent möchte 225 US$ von uns, allerdings kümmert er sich ja zusätzlich auch um unsere Cruising Permit. Summiert sich ordentlich auf, aber das wussten wir ja vorher.

Das Gute ist, dass wir jetzt terminlich planen können. Erstmal ein paar weitere Tage hier, dann Guna Yala besuchen. Und dann: Jan möchte einfliegen, um die Kanalpassage mit uns zu machen. Und unser Patenkind Justus will uns mit seiner Freundin ebenfalls für eine Woche in Panamá besuchen. Da freuen wir uns sehr drauf.

Pura Vida.

OP am offenen … Motor

Eine der Aufgaben während unserer Zeit „on the hard“, also bevor Flora wieder ins Wasser kommt, ist eine große Motorinspektion. Einschließlich Check der Ventile und der Einspritzdüsen, Ausbau und Reinigung des Wärmetauschers und z.B. Tausch des Auspuffknies. Das sitzt zwischen dem Turbo und dem Wassersammler im Auspuffsystem und ist ein notorisch anfälliges Teil bei unserem Volvo-Penta-Motor.

Hier sieht’s schön leer aus vorm Motor, aber nur, weil so viel ausgebaut wurde. Gerade hier vorne wird es eng.
Blick in das ausgebaute Teil
Und das von Mike extra lackierte neue zeigt, wie es aussehen sollte

Ich hatte deshalb schon letztes Jahr vorsorglich ein Austauschteil in Edelstahl gekauft, das jetzt zum Einsatz kommt. Aber auch der angrenzende Turbolader sieht relativ zugesetzt aus und muss zumindest gereinigt werden.

Tja, und deshalb sieht es heute Abend in Floras Motorraum so aus:

Außerdem wird ein neuer, jetzt umschaltbarer (doppelter) Dieselvorfilter installiert. Allerdings ist der Platz dafür ziemlich beengt, weil sich hier einige Aggregate knubbeln, insbesondere hat der Vorbesitzer direkt davor die (gerade zur Überholung ausgebaute) Seewasserpumpe für die Klimaanlagen installiert, außerdem den Dieselvorfilter für den Generator. Und auch der „Mamba-Drive“, der künftig das umschaltbare Backup für unseren elektrohydraulischen Autopilot unter der Achterkoje sein soll, muss konstruktionsbedingt in unmittelbarer Nachbarschaft installiert werden. Das wird eng. Gemeinsam mit Mike habe ich deshalb eine eine geänderte Aufnahme für die Dieselvorfilter ausgetüftelt, die diese etwas höher und besser erreichbar platziert und uns zugleich mehr Raum für die anderen Geräte lässt.

Noch nicht ganz fertig, aber so wird es passen

Außerdem kommt noch der übliche Wahnsinn dazu: alle Gardinen abnehmen, gegen Schimmel behandeln und waschen zum Beispiel. Oder Macken im Coppercoat am Unterwasserschiff ausbessern bzw. bisher nur vorbereitende Reinigungs- und Schleifarbeiten dafür.

Langweilig wird uns nicht. Derzeit keine Tier-, Landschafts- oder Segelbilder. Trotzdem:

Pura Vida.