Blau in Grau.

Nebel. Als wir um 5 Uhr morgens den Anker hochnehmen, bescheint das morgenwarme Licht der Sonne die Spitzen der Berge um die Ikeda Cove. Aber kaum streckt Flora ihre Bugnase aus der Bucht, wird die Sicht auf die Sonne von Nebel fast verschluckt, durch diffuses Licht hindurch ist sie kaum mehr als zu erahnen. Na gut, „patches of fog“ hatte der kanadische Wetterbericht angesagt. Also Radar an und durch. Immerhin ist genügend Wind für den Gennaker und so setzen wir die blaue Blase.

Der Gennaker soll uns helfen, die gut 100 sm über die Hecate Strait einigermaßen flott zu bewältigen, obwohl der Wind zumindest für die erste Hälfte eher schwach vorhergesagt ist.

Zunächst scheint sich die Sonne doch langsam durch das schwammige Grau zu brennen …

… aber: zu früh gefreut. Die Nebelsuppe wird wieder dichter und bleibt uns leider auch den ganzen Tag erhalten. Klamme feuchtkalte Luft auf der ganzen Passage.

Wenigstens stimmt die Windvorhersage. Abgesehen von einer guten Stunde Motorfahrt am Nachmittag reicht es durchgehend zum Segeln, gegen Abend frischt die Brise dann sogar etwas auf. Trotzdem, unseren Ankerplatz erreichen wir erst nach Mitternacht. Dass wir uns im Dunkel hinein tasten spielt eigentlich keine Rolle, der Nebel ist nämlich auch jetzt noch ziemlich dick. Sicht null, das Radar ist gefragt. Aber die Einfahrt in den schmalen Day Island Ankerplatz ist schnurgerade und damit kein großes Problem.

Heute empfängt uns auch nach langem Ausschlafen erst mal gleich wieder dunstiges Grau:

Aber anders als gestern setzt sich die Sonne dann durch. Als wir aus der Ankerbucht fahren, liegen (außer der direkt hinter uns) nur weit voraus auf unserem Weg noch eine Nebelbank, die sich als wir auf sie zu segeln immer weiter zurück zieht und schließlich ganz auflöst.

Blau in Blau.

😊

Haida Gwaii

Eines unserer Ziele für diesen Sommer in British Columbia ist Haida Gwaii. An der Grenze zu Alaska liegen eng bei einander zwei große Hauptinseln und rund 150 kleinere Eilande. Sie erstrecken sich über rund 300 km und sind durch die breite Hecate Strait geografisch klar vom übrigen British Columbia abgetrennt.

Und die Hecate Strait hat es in sich. Sie stellt ein im Schnitt etwa 50 Seemeilen breites Stück offenen Pazifik dar, das aber durch seine Ausrichtung von Nordwest nach Südost die vorherrschenden Winde deutlich kanalisiert. Weil sie außerdem vergleichsweise flache Wassertiefen aufweist, baut sich hier notorisch eine fiese steile Welle auf. Gegen den vorherrschenden Nordwest ist da nichts zu machen. Es ist also gar nicht so sicher, dass wir dort wirklich hin kommen. Und da ist es wieder, das typische Seglerwort: WETTERFENSTER!

Genau ein Tag Südwind taucht in der Vorhersage auf. Grund genug, ordentlich Gas zu geben, um einen möglichst guten Absprungplatz zu erreichen. Das war schon der Grund für den weiten Schlag nach Larkin Point. Und von dort machen wir nochmal Strecke, dieses Mal nach Norden bis in die Harwood Bay auf Campania Island. Eine gute, geschützte Ankerbucht, sozusagen in der zweiten Reihe.

Allerdings: mit 50 sm ist es auch von diesem guten Startort aus nicht getan. Gut das Doppelte wird es werden, denn wir müssen schräg hinauf nach Nordwesten bis Queen Charlotte City und dann hinter dem vorgelagerten Flach noch einmal wieder 13 sm nach Süden bis zum Zielort. Also fahren wir morgens um 5 Uhr los, motoren bei Flaute hinaus zwischen Banks Island und Truch Island in die Hecate Strait.

In der Hecate Street können wir zunächst den Gennaker setzen. Als der Wind auffrischt und südlicher dreht, kommt das Großsegel dazu.

Später wechseln wir bei stärkerem Wind vom Gennaker auf den Code0. Die ganze Segelgarderobe wird durchgelüftet, denn bei weiter zunehmendem Wind müssen wir erst auf die Fock wechseln und später das Groß auch noch ins zweite Reff nehmen. Auch die Welle nimmt deutlich zu.

Aber neben der Arbeit an den Segeln gibts auch unsere Lieblingsabwechslung: Tierbesuch!

Dall-Schweinswale spielen ausgiebig um Flora herum. Trotzdem, es wird ein langer Segeltag. Um 20:30 machen wir die Leinen in Queen Charlotte City / Daajing Giids fest.

Geschafft.