Was für ein Name: Tal der Zerstörung / Valley of Desolation. Und ausgerechnet da wollen wir hin? Na ja, eventuell sogar noch ein bisschen weiter, zum Boiling Lake, zum kochenden See. Aber das ist extrem ambitioniert, es sind dann rund 20 km Bergwanderung. Los geht’s jedenfalls am Einstieg in die Lavaschlucht Titou Gorge. Anders als vorgestern haben wir diesmal keine Tour gebucht, sondern nehmen mit Andrea und Ingo gemeinsam den Bus, der um 9.00 von Roseau aus Richtung Laudat fährt. Es kostet nur 4 EC$ (etwa 1,30 €) pro Person, 5 EC$, wenn man sich wie wir direkt nach Titou Gorge kutschieren lässt. Um 18.00 Uhr soll der letzte Bus zurück fahren, Abfahrt dann allerdings an der Haltestelle in Laudat. Die Hinfahrt klappt wunderbar, um halb zehn beginnen wir unsere Wanderung.

Und die Tour hat es diesmal wirklich in sich. Am Einstieg werden wir noch einmal angesprochen: Ihr braucht einen Guide, das geht nicht ohne. Wir haben zwar gegenteiliges gelesen, fragen ihn aber trotzdem noch nach seinem Preis. “Special offer”: 60EC$ pro Person, also für uns vier über 90 US$. Zuviel, zumal der Weg gut erkennbar scheint. Und tatsächlich werden wir den Guide auf dem Weg zum Valley of Desolation zu keiner Zeit vermissen. Möglicherweise wäre das auf dem letzten Stück zum Boiling Lake anders, weil die Erdkruste dort extrem dünn ist, aber so weit gehen wir (wie wir jetzt wissen) heute eh nicht.

Zunächst durch den Regenwald stapfen wir den steilen, aber meist wieder mit Stufen aus Aststücken versehenen Pfad bergauf. Zwischendurch sind einige matschige und rutschige Passagen zu bewältigen, zum Teil geht auch über kleine Flüsschen oder in halb trockenen Bachbetten entlang, wobei der Weg eigentlich immer gut erkennbar bleibt. Anstrengend ist es trotzdem und nachdem wir einige Regenwaldrücken überwunden haben geht es auf einem schmalen Berggrat weiter in die Höhe, jetzt aber ohne das vor der sengenden Sonne schützende Blätterdach. Wasser und Snacks haben wir genug dabei, aber wir benötigen es auch.


Auf der höchsten Stelle bei 950 m gibt es eine Rast und wir lassen die Drohne fliegen. Es wird noch eine Zeit auf dem Grat wieder etwas bergab gehen und dann Steil hinunter ins Tal der Zerstörung. Und auch den kochenden See können wir in der Ferne schon dampfen sehen, aber das ist doch noch ein ganzes Stück entfernt.

Der Abstieg ins Valley of Desolation ist dann der kniffligste Teil unserer Tour. Auf teilweise rutschig lehmigem Grund und über glitschige Steine müssen wir recht steil hinunter, aber auch das ist machbar.

Und dann sind wir da: eine lebensfeindlich anmutende Szenerie breitet sich vor uns aus. Es riecht schwefelig, Pflanzen werden rar, hier und da steigt Dampf aus der Erde und in den Bächen blubbert und kocht es.

Im Bild lässt sich das gar nicht so gut wiedergeben, aber Ihr könnt ein kleines Video von unserer Tour ansehen: Video Valley of Desolation.
Wir sind glücklich, es hierher geschafft zu haben, aber auch schon ein bisschen platt, also machen uns hier auf den Rückweg. Am Ende werden wir über 17 km gewandert sein und dabei über 190 Stockwerke Höhenunterschied erklommen haben.
Eingeschlossen sind allerdings die 1,5 km Straße nach Laudat, die wir nach einem weiteren erfrischenden Bad in Titou Gorge (und einem kalten Bierchen) auf dem Weg zur Bushaltestelle gelaufen sind. Ein Bus kommt trotzdem nicht. Zwar hatte uns der Busfahrer auf der Hinfahrt versichert, die letzte Rückfahrt sei um 18.00, aber nach längerer Wartezeit nehmen wir dann doch ein vorbeikommendes Taxi zurück Richtung Flora. Wobei sich Taxi und Bus hier eigentlich nur im Preis (etwas) unterscheiden. Beides sind Kleinbusse, in beiden gibt es weitere Mitfahrer. Unserer (im Taxi) erklärt uns, heute sei schließlich Samstag. Und wenn der Fahrer des Busses keine Fahrgäste hinauf in die Berge habe, komme er halt nicht. Andere Länder – andere Sitten. Aber gut zu wissen 😁
