
Angekommen am Ankerplatz in Aquatic Parc, lassen wir erst einmal die Umgebung auf uns wirken. Das fast herzförmige Becken wird nach Nordwesten (in Richtung Golden Gate Bridge) durch eine geschwungene Mole gebildet. Die ist allerdings seit dem letzten größeren Erdbeben am 25.10.2022 baufällig und darf nicht mehr betreten werden.
Landseitig grenzt ein makelloser Sandstrand an die Bucht, dahinter schließt sich der öffentliche “Maritime Garden” an. Bei dem wunderbaren (für San Francisco untypisch warmen) Sommerwetter werden Park und Strand ausgiebig genutzt. Vor allem aber gibt es in der Bucht von frühmorgens bis spätabends viele Schwimmer. Gleich zwei Schwimmclubs haben hier ihre Stege und trotz der kräftigen Strömung trainieren ihre Mitglieder auch noch bei Dunkelheit. Motorboote dürfen daher nicht auf diesen Ankerplatz. Früher mussten die Segelboote auch unter Segeln einlaufen und ankern, heute darf aber der Hilfsmotor genutzt werden. Am Dinghy sind aber Motoren über 5 PS unzulässig. Unser Außenborder bleibt also am Heckkorb, wir rudern an Land.

In die andere Richtung schließen sich erst der Museums- und dann ein Fischereihafen an. Auch zur bekannten Pier 39 ist es zu Fuß nicht weit. Und dann geht’s den Berg hoch nach San Francisco hinein. Und in die Bucht hinaus geht der Blick zur berühmten Gefängnisinsel Alcatraz. Was für ein wunderbarer Ankerplatz!


Ok, also Fisherman’s Wharf und Pier 39. Das scheint als touristisches Pflichtprogramm in San Francisco zu gelten. Kneifen wir uns das? Wir sind versucht, aber dann haken wir es doch einfach mit einem Spaziergang ab. Es ist touristisch, besonders die Pier 39 ähnelt einem einzigen Jahrmarkt, aber es hat auch nette Seiten, zumal es alles andere als überfüllt ist. Wir sind scheinbar schon in der Nachsaison, spätestens ab nächstem Wochenende (Labour Day).


Einzig an der Spitze von Pier 39 drängeln sich die Menschen, um einen Blick auf die Seelöwen zu haben, die sich auf den davor befestigten Pontons sonnen und die Aufmerksamkeit zu genießen scheinen. Die am nächsten liegenden Pontons sind am dichtesten belegt.






Nette Idee auch: das Hard Rock Cafe am Eingang der Rummelmeile hat den Eingangsbereich nebst überdimensionierter Gitarre aus Stahl gebaut und in der Farbe der Golden Gate Bridge gestrichen.

Wir haben uns zwar (über die Munimobile-App) für 41 Dollar eine Wochenkarte für den öffentlichen Nahverkehr in San Francisco gekauft, die sonst 8 Dollar pro Einzelfahrt kostenden Cablecar-Wagons sind dabei eingeschlossen. Aber die Spannung darauf heben wir uns noch ein bisschen auf und erschließen uns die Umgebung erst einmal zu Fuß. Unser Weg führt uns im Zickzack in den Stadtteil North Beach, zurecht auch „Little Italy“ genannt.





Umwege hier her wären eigentlich nicht nötig (machen aber Spaß und sind ein guter Ausgleich nach der Zeit auf dem Boot). Die Stadt ist im Wesentlichen mit Straßen im Schachbrettmuster gebaut. Dies völlig unabhängig davon, dass die steilen Hügel eigentlich eine andere Wegeführung nahelegen würden. Aber dadurch entsteht eben auch der einzigartige Charakter der Stadt. Teilweise führen die Straßen mit 30 Prozent Steigung den Berg hinauf, im 90-Grad-Winkel zu terrassierten Straßen am Hang entlang. Die Verfolgungsjagden in den Krimis “Die Straßen von San Francisco” mit den springenden Autos lassen grüßen, Karl Malden und Michael Douglas auch.
Von North Beach aus haben wir zum Beispiel einen tollen Blick hinüber auf die Lombard Street. Die ist in einem Abschnitt so steil ist, dass auf dem eigentlich geraden Teilstück im Stadtteil Russian Hill Serpentinen hineingebaut wurden:

Da gehen wir auf dem Rückweg zur Flora natürlich auch lang. Von den steilen Passagen aus bieten sich auch immer wieder tolle Blicke:



Den Kaffee nach dem leckeren italienischem Essen nehmen wir denn auch erst, als wir fast schon wieder am Boot sind. Es wird ein besonderer Kaffee. Die Spezialität des “Buena Vista” ist nämlich Irish Coffee, man nimmt für sich in Anspruch, diese besondere Mischung aus (Irish) Whiskey und heißem Kaffee mit einer Schicht kalter flüssiger Sahne obendrauf 1952 in den USA eingeführt zu haben.


Und “Buena Vista” stimmt auf jeden Fall: als wir heraus kommen, sehen wir zwischen zwei Cablecars hindurch unten im Wasser genau …

… unsere Flora!
Am Abend hat dann zunächst die Sonne einen farbenprächtigen Abgang …

… und dann der Mond einen ebenso beeindruckenden Auftritt. Supermoon (wegen Erdnähe auf der elliptischen Umlaufbahn besonders groß) und außerdem noch Blue Moon (der zweite Vollmond in einem Monat), da wird alles gegeben:

