San Francisco IV: Treasure Island, Alameda und Angel Island

Der Ankerplatz bei Treasure Island hat es in sich. Die Zufahrt ist etwas knifflig, da eine flache Barre die nach Osten scheinbar so offene Bucht fast unzugänglich macht. Nur bei Hochwasser und nur ziemlich dicht an der Mole ganz im Nordosten der Bucht sollen wir uns mit unseren 2 m Tiefgang hinein tasten. Machen wir, und es klappt auch. Dafür liegen wir dann auch schön geschützt zwischen Yerba Buena und Treasure Island. Letztere ist eigentlich gar keine eigene Insel, sondern ein künstlich aufgeschütteter Inselteil, ein Damm verbindet sie mit Yerba Buena.

Der Legende nach geschaffen für die Weltausstellung 1939, auf der hier auch die gerade eröffnete Golden Gate Bridge gefeiert werden sollte. Nur – es war eigentlich keine echte Weltausstellung (die fand zeitgleich in New York statt), eher eine pazifisch-regional abgespeckte Variante unter dem offiziellen Namen “Golden Gate International Exposition“. Trotz allem, die (fast-)Insel Treasure Island wurde eigens dafür geschaffen. Ebenso wurden drei monumentale Gebäude, die als Nachnutzung einem Flughafen als Haupthalle bzw. als Hangar dienen sollten. Das hat nicht so recht geklappt, nur kurz nutzte Pan Am Treasure Island und das auch nur für die Flugboote, die in der Clipper Cove – unserem Ankerplatz – starteten und landeten. Danach nutzte die US Navy die Insel lange Jahre.

Das alles erfahren wir im “Gebäude #1”, dem halbrunden Kollossalbau, der heute auch ein kleines Museum beinhaltet.

Heute ist Treasure Island eher ein Schatz für Grundstücksspekulanten. Die Soldaten sind schon vor Jahrzehnten abgezogen, Sozialwohnungen hielten Einzug. Nachdem inzwischen allerdings die festgestellten Kontaminationen weitgehend beseitigt wurden, wird die zentrumsnahe Lage von Treasure Island wirklich zum Schätzchen: inzwischen ist ein Bauboom für exquisite Wohnungen ausgebrochen. Und die Benennung der neuen Straßen trägt sowohl den Träumen als auch der maritimen Lage Rechnung.

Und ein wahrer Schatz, wo wir ihn am wenigsten erwarten: irgendwo hinter dem Container-Wohnpark findet sich in einem Wohngebiet ein Restaurant, aber was für eines. Mit phantasievollen, frisch zubereiteten, modern internationalen Gerichten und wunderbarer Atmosphäre.

Superlecker. Wir lassen den Abend an Bord ausklingen, mit Blick auf die illuminierte Brücke, die von Yerba Buena nach Oakland hinüber führt.

Dahin fahren wir dann auch am nächsten Morgen. Die Containerterminals von Oakland bleiben an Backbord, einmal mehr werden wir an das heimatliche Hamburg erinnert.

Aber der Blick zurück zeigt dann doch eine ganz andere Skyline 😉.

Und während auf der Weiterfahrt zum Inner Harbour auch Oakland mit höherer Bebauung daher kommt, …

… zeigt uns das gegenüber liegende Alameda erst einmal bunte Hausboote und später eine schöne niedrig bebaute Innenstadt mit vielen viktorianischen Gebäuden.

Davon gibt’s leider ebenso wie von Raffi’s Besuch keine Bilder. Raffi’s Wind River ist ein Schwesterschiff der Flora, ebenfalls eine Hallberg-Rassy 43. Wir tauschen uns intensiv über die Boote aus und fahren gemeinsam zum “Candy Shop” – dem großen und gut ausgestatteten Schiffsausrüster “Svendsen” im Industriegebiet von Alameda. Einige Einkäufe erledigen wir dort. Da wir aber die speziellen Pumpen nicht bekommen, die wir gerne als Ersatzteile an Bord hätten, werden wir sie an Raffi’s Adresse liefern lassen. Wir werden ihn also sicher auch noch in Sausalito wieder treffen. Und hoffentlich auch auf dem Weg hinunter nach Mexiko, denn er möchte die Wind River ebenfalls in diesem Winter dorthin segeln.

Und am darauf folgenden Tag gibt’s gleich die nächsten HR-Community-Begegnung. Holly und Curt haben eine HR 42E, sie wohnen in Alameda und besuchen uns auf der Flora. Auch diesmal wird es ein schöner Nachmittag mit viel “Boat-Talk” und einem weiteren Ausflug durch Alamedas Innenstadt und in die Randgebiete, diesmal zu einer Brauerei auf dem ehemals von der Navy genutzten Gelände und zum jetzt musealen Flugzeugträger USS Hornet.

Aus dem Kanal zwischen Alameda und Oakland hinaus geht’s wieder an den Containerriesen vorbei, danach können wir schön segeln.

Kreuz und quer durch die San Francisco Bay führt uns der Kurs wieder unter der Bay Bridge hindurch, diesmal nach Angel Island. Auch hier waren früher US-Streitkräfte stationiert, haben sich aber längst von der Insel zurück gezogen. Die zweite Funktion von Angel Island war es, erst Quarantänestation und dann zentrale Anlaufstelle für die Immigration an der Westküste zu sein, quasi das Pendant zu Ellis Island in New York an der Ostküste. Auch das ist längst Geschichte, an die nur noch das in den Gebäuden untergebrachte Museum erinnert.

Heute ist Angel Island vor allem ein wunderbares Wanderrevier. Ein Netz von Wegen und Pfaden zieht sich über die vergleichsweise steil aufragende Insel, die dadurch wunderbare Ausblicke über die San Francisco Bay und hinüber zur Stadt und zur Golden Gate Bridge bietet.

Skyline von San Francisco mit der Gefängnisinsel Alcatraz davor
Blick hinüber nach Sausalito mit der Richardson Bay
Blick zur Golden Gate Bridge
Blick nach Tiburon und Belvedere
Wilde California Fuchsie
Schwarzwedelhirsch

Die meisten Besucher erreichen Angel Island mit der Fähre, einige auch per Kayak. Für Bootsbesucher wie uns gibt es zwei Möglichkeiten: wir können an den Steg der kleinen Hafenanlage gehen oder zwischen zweien der davor ausliegenden Mooringtonnen festmachen. Am Steg darf man nur tagsüber liegen, an den Bojen auch über Nacht. Fast alles ist jetzt in der Nachsaison frei. Nur leider ist das Bojenfeld in einem so flachen Bereich eingerichtet, dass nur ein einziges Tonnenpaar eine Solltiefe von 2,4 m bietet. Und genau das ist natürlich belegt.

Wir machen also für unsere erste Wanderung am Steg fest, fahren dann abends hinüber und ankern an der Halbinsel Tiburon in der Paradise Cove. Nur um am nächsten Morgen wieder zu kommen und uns das jetzt freie Bojenpaar im Tiefen zu schnappen.

😊