Dominica 🇩🇲 Wasserfälle: Kennst Du einen, kennst Du alle?

Dominica 🇩🇲 ist bekannt für seine Ursprünglichkeit. Sie hat nur etwas über 70.000 Einwohner und ein gebirgiges, von Regenwald geprägtes und nicht sehr leicht zugängliches Inselinneres, wohl auch deshalb ist Dominica touristisch nicht so erschlossen wie die meisten anderen Antilleninseln. Das heißt aber nicht, dass es keine touristischen Attraktionen gäbe: insbesondere für seine Wasserfälle ist Dominica bekannt.

Mit fallendem Wasser machen wir denn auch schon Bekanntschaft, kaum das wir Martinique 🇲🇶 mit Ziel „The Nature Island“ (inoffizieller Beiname Dominicas) verlassen haben: es schüttet wie aus Kübeln während uns der Atlantikschwell zwischen den beiden Inseln ordentlich durchschaukelt. Aber wir werden für unser Durchhaltevermögen belohnt, kurz vor unserem Ziel reißt der Himmel auf und beim Einholen der Angel beißt auch noch ein veritabler Mahi Mahi, was uns endgültig mit der ruppigen Überfahrt versöhnt.

Wir wollen in Roseau einklarieren, aber der Landgrund steigt hier sehr steil an, so dass wir statt zu ankern lieber eine der auf 35 m Wassertiefe ausgelegten Bojen in Anspruch nehmen, was für einen Tagespreis von 40 EC$ (East Caribbean Dollar, grob gerechnet etwa 13 €) recht leicht fällt. Wie im Chris-Doyle-Segelführer vorgeschlagen, haben wir uns dafür auf UKW-Kanal 16 bei Marcus angemeldet, der uns zu einer Boje führt und beim Festmachen hilft. Kurz danach kommt er noch mal vorbei. Diesmal hat er Kelvin im Boot, der für morgen eine Tour zu den Wasserfällen geplant und im Minibus noch ein paar freie Plätze hat. Wir sagen spontan zu und am nächsten Morgen springen zu unserer Freude auch noch Andrea und Ingo von der Easy-One mit auf.

Nun ist das mit Wasserfällen ja so eine Sache. Auch wir haben schon einige gesehen. Lohnt es, noch weitere anzuschauen, obwohl man ja schon den Rheinfall von Schaffhausen, die Niagarafälle oder vielleicht sogar schon die Iguazúwasserfälle gesehen hat?

Für uns ist es mit Wasserfällen ähnlich wie mit Sonnenuntergängen oder Regenbögen: wir haben schon viele gesehen und dennoch ist jeder neue wieder beeindruckend. Schwer zu sagen, warum. Sicher hat es mit dem Faszinosum der Natur selbst zu tun, mit der Vergänglichkeit des Eindrucks und – beim Wasserfall – mit der entfesselten schieren Gewalt des Elementes, das hier scheinbar entgegen seiner eigentlichen Natur nicht eine waagerechte Fläche (ähm, gelegentlich mit Wellen) einnimmt, sondern senkrecht herabschießt, dabei Lärm und Spritzer macht (was fasziniert Kinder eigentlich an Arschbomben?😉).

Wie auch immer: offensichtlich haben wir noch nicht genug von Wasserfällen, sonst hätten wir wohl kaum eine Tour mit drei verschiedenen an einem Tag gebucht. Klarer Hinweis: Badesachen mitnehmen!

Einen kleinen Dämpfer gibt’s am Morgen. Hinter uns hat in der Nacht die Mein Schiff 2 angelegt. Werden die Wasserfälle jetzt doch voller sein als erhofft?

Um kurz vor halb zehn werden wir von unserem Boot abgeholt, am Ufer wartet schon der Kleinbus und los geht’s hinauf in die Berge hinter Roseau. Erstes Ziel sind die Middelham Falls, aber die müssen wir uns noch erarbeiten. Eine einstündige Wanderung durch den Regenwald ist zu bewältigen; sie ist als “leicht” eingestuft, beinhaltet aber doch einige Kraxelei über Felsen und Baumwurzeln sowie durch mehrere Bäche, auch wenn die Bergauf- und Bergabstücke meist durch Treppenstufen aus Aststücken erleichtert werden.

Irgendwann können wir ihn dann hören und etwas später blicken wir zunächst hinunter in das Becken, in dem wir gleich schwimmen werden:

Aus 60 m Höhe fällt das Wasser herab in den fast kreisrunden Pool von vielleicht 10 m Durchmesser. Auf einer Holzplattform unten auf Poolhöhe können wir uns umziehen, dann gilt es über die glatten großen Felsen zum Wasser zu klettern, wobei uns durch das herabstürzende kalte Wasser verursacht ein kräftiger Wind ins Gesicht bläst.

Unfassbar: wir haben den Pool ganz für uns vier allein. Die anderen Insassen unseres Minibusses kommen fast eine halbe Stunde nach uns an und die 30köpfige TUI-Reisegruppe von Mein Schiff 2 begegnet uns erst auf dem Rückweg.

Unsere nächste Station ist ohne großen Fußweg zu erreichen: der Minibus hält an der engen Lavaschlucht “Titou Gorge”, durch die vom Gebirge kommendes Wasser fließt. Wir schwimmen (mit obligatorischen Schwimmhilfen) gegen den Strom durch die dunklen hohen Felsen, über uns das grüne Dach des Regenwaldes, bis wir am Beginn der Schlucht erst eine kleine Stromschnelle überwinden und dann im Dämmerlicht unter einer überdimensionalen natürlichen kalten Schwalldusche stehen. Wahnsinn!

Auch hier passen wir einen Moment ab, indem wir quasi exclusiv den Wasserspaß genießen können. Wobei: so langsam macht sich der Magen bemerkbar, aber als nächster Stop ist ein Mittagessen mit karibischer Küche vorgesehen und es ist richtig lecker! Wobei das Restaurant dann auch gleich schon an der Straße knapp unterhalb unseres dritten (und vierten) Wasserfalls liegt: den Trafalgar Falls. Sie stürzen aus der grünen Wand des Dschungels rund 40 m tief hinab. Der eigentliche Clou erschließt sich uns aber erst, als wir auch hier eine ziemlich wilde Klettertour über große Felsbrocken hinauf zum linken Wasserfall bewältigt haben und in die unterhalb der Kaskaden liegenden Becken eintauchen.

Wir können unsere Badetemperatur frei wählen, je nach Position, denn auf der einen Seite stürzt kaltes Gebirgswasser herab, auf der anderen mischt sich dampfend fast 40 Grad heißes Wasser dazu, dass wohl aus dem Trois-Piton-River kommt, der wiederum unweit des Boiling-Lake entspringt und – an der rötlich-braunen Färbung der Felsen unschwer zu erkennen – sehr mineralhaltiges und eben warmes Wasser mit sich bringt. Was für eine Wohltat für unsere mittlerweile doch etwas müden Muskeln.