Navigatorisch technisches zu elektronischen Seekarten, Navionics, OpenCPN, SEAiq und Satellitenbildern

Mal wieder was technisches: wir navigieren im Wesentlichen elektronisch, haben für alle bisherigen Gebiete aber Papierseekarten als Backup. Die elektronischen Seekarten laufen auf dem Plotter steuerbords neben dem Niedergang, auf dem iPad backbords des Niedergangs läuft die Navionics Seekarte. In Bocas del Toro hatten wir bereits festgestellt, dass beide Karten hier in Panama so ihre Tücken haben und der ohnehin sehr empfehlenswerte Revierführer Bauhaus hier am präzisesten ist. Oder eben Satellitenbilder. Mit denen hatten wir auf Antigua experimentiert und damals mit Ovitalmap zur Offlinenutzung der Satellitenfotos auf dem iPad gute Erfahrungen gemacht. Nur leider: diese App funktioniert nicht mehr.

Ein kleines Beispiel hier auf Guna Yala / San Blas: so sieht unser Ankerplatz auf den (aktuellen) Navionics Seekarten aus:

Grün bedeutet trockenfallend, ganz sicher nichts für uns mit 2 m Tiefgang und rund 30 cm Tidenhub im Golfo de San Blas. Tatsächlich haben wir aber 8 Meter Wassertiefe an diesem Ankerplatz in den Cayos Coco Bandero.

Interessant ist, dass wir von mehreren anderen Seglern gehört haben, sie seien mit den Navionics Karten in den San Blas gewesen und hätten keine Fehler festgestellt. Wir hätten uns selbst mit vorsichtiger Eyeball-Navigation (die ohnehin immer zu empfehlen ist) dann wohl nicht hier hinein getastet, sonder wären dann eben einen solchen Ankerplatz von vornherein nicht angefahren.

Viel besser: die lokalen Karten:

Die unter den Seglern kursierenden KAP-Dateien für OpenCPN laufen dankenswerterweise auch auf dem iPad. Zwar gibt es OpenCPN nicht für das iPad, aber die Dateien solcher Seekarten können z.B mit der App SEAiq angezeigt werden.

Letzteres Programm kann dafür – anders als die neueren Versionen von OpenCPN – keine MBTiles anzeigen. In diesem Format sind offline nutzbare georeferenzierte Satellitenbilder erhältlich, die kostenlos heruntergeladen werden können, etwa auf:

https://chartlocker.brucebalan.com

Das sieht dann für denselben Ankerplatz so aus:

Man sieht also auf dem Bildschirm die exakte Position des eigenen Bootes (hier rot). Über die Wasserfarben kann hier auch eine gute Einschätzung der Tiefe bzw. der Beschaffenheit des Ankergrundes erfolgen. Und weil bei uns das AIS mit dem Bordrechner gekoppelt ist, eben auch andere Boote, sofern sie AIS haben.

⚠️ Die auf dem Satellitenfoto mit abgebildeten anderen Ankerlieger sind dagegen mit ziemlicher Sicherheit nicht mehr da, dafür einige andere ohne AIS 😉.

Ich finde den Vorteil schon hier ziemlich offensichtlich. Noch relevanter wird das Ganze aber natürlich, wenn die eigentlichen Seekarten die Inseln nicht an der richtigen Stelle zeigen, etwa weil die Vermessung noch von Captain Cook durchgeführt wurde. Speziell im Pazifik, etwa bei Atollen, liegen die Karten zum Teil mehrere Meilen daneben. Die Einfahrt in ein Atoll ist aber auf dem georeferenzierten Satellitenbild exakt positioniert und typischerweise gut an den Wasserfarben erkennbar.

Für den Pazifik übrigens ebenfalls sehr empfehlenswert, mit Kompendien (eine Art seglerischer Reiseführer), Kap-Dateien und GPX-Tracks (z.B. bezüglich der Bommies in Fakarava) sowie vielen weiteren Infos ist die Webseite

http://SVsoggypaws.com

Für uns ist die Konsequenz: Also doch gerne OpenCPN. Das läuft auf Window (unser Bordrechner) und Mac (unser Notebook), wobei für die Anzeige der eigenen Position ein angeschlossenes GPS (bzw. z.B. über Bluetooth übermittelte GPS-Daten) nötig sind. Und Open CPN läuft auch auf Android-Tablets. Sofern das Tablet ein gutes eingebautes GPS hat, kann das eine vergleichsweise preiswerte Navigationshilfe sein.

Und nicht unbedingt nur für den Pazifik; es wäre doch wirklich schade, so einen Ankerplatz wie eben den hier in den San Blas zwischen Olosicuidup und Gualadup zu verpassen: