Wieder unterwegs.

Das fühlt sich gut an. Der Morgennebel in Herrington verzieht sich schnell. Die Ölabsaugpumpe steht nach dem Motorölwechsel gestern noch draußen, also erledigen wir gleich noch den Ölwechsel bei der Hochdruckpumpe des Watermakers. Geht mit 0,2 l Ölvolumen ziemlich fix, und ich kann jetzt das Altöl in der Annahmestelle der Marina abgeben.

Noch auschecken, auf dem Nachbarsteg von Helena und Steve verabschieden, oh wie praktisch, Glen von der “Cloudy Bay” ist auch gerade dort und schenkt uns zum Abschied ein Chartbook der Exumas. Umarmungen fallen wegen Social Distancing leider aus. Und los geht’s. Es fühlt sich ein bisschen so an als würden wir in eine neue Segelsaison starten, dabei waren wir (und Flora) weniger als drei Wochen an Land.

Aber jedenfalls lässt es sich gut an. Schöner Segelwind und meist blauer Himmel für unseren Schlag hinüber auf die andere Seite der Chesapeake Bay (Eastern Shore).

Und auch die Seevögel vor Flora sind ein gutes Zeichen. Fisch! Die Angel rauscht aus, kaum dass sie drin ist. Zum ersten Mal überhaupt in der Chesapeake Bay haben wir Angelglück, es schwimmt aber auch viel weniger Seegras herum und verfängt sich am Haken. Statt dessen: ein schöner Striper (Striped Bass/Felsenbarsch) 😃. Den gibt’s gedämpft mit asiatischem Gemüse (frischer Koriander, Pak Choi und Möhren, Wiebke hat vorgesorgt) auf Reis.

Nachdem wir uns gerade von den Engländern verabschiedet haben mutet es irgendwie komisch an, uns zwischen den Tageszielen Oxford und Cambridge entscheiden zu sollen. Aber hinter dem schiefen Leuchtturm von Sharps Island fällt die Entscheidung für Oxford.

Nach Eisgang-Schaden aufgegeben: Sharps Island Lighthouse. Die Insel selbst ist inzwischen sogar ganz untergegangen.

Kurz vor Sonnenuntergang kommen wir in Oxford an. Ein paar Boote ankern schon nördlich des Ortes, aber wir möchten noch den Naturhafen des Town Creek erkunden und wir haben Glück. Der Ankerplatz zwischen den Bootsstegen bietet zwar nur begrenzt Platz, aber wir haben ihn ganz für uns allein.

Und das Abendspektakel möchte nicht hinter dem des Morgens zurück stehen, der Mond steht zwischen flammenden Wolken am Himmel. Was für ein Tag.

Technik hält uns fest. Bordalltag.

Der Wassersammler war am Sonntag dann leider doch nicht da, kam erst am Montag Nachmittag. Wir hatten aber auch ohnehin noch zu tun.

Der Test des gewarteten Außenbordmotors gestaltet sich erst schwierig und dann unerfreulich. Der Mechaniker hatte uns gesagt, dass er den Tank und die Benzinleitung reinigen musste, weil Wasser im Sprit war. Nebeneffekt: jetzt ist kein Benzin mehr im Tank. Eine Bootstankstelle gibt es auf dem Gelände der Marina nicht, also leihe ich mir ein Fahrrad und hole Sprit von der nächsten Tankstelle an der nächsten Marina. Nur: der Motor nimmt weiter nur widerwillig Gas an. Mechaniker Sean muss nochmal kommen, lässt den NEUEN Sprit in einen durchsichtigen Behälter ab: etwa ein Zehntel ist Wasser. Er rät von den hiesigen Bootstankstellen ab, sie würden zu wenig Benzin verkaufen, die Tanks sind weit weg an Land, die Leitungen dadurch lang. Durch Kondensation gelangt Wasser in den Sprit. Er rät zu “av-gas” für den Außenborder. Sehr sauberer Sprit ohne Bio-Anteile und Additive, 100 Oktan, eigentlich für Flugzeuge gedacht. “Aviation Gasoline” ist hier in Baumärkten und bei Westmarine erhältlich und natürlich teuer. Vielleicht nächstes Mal doch zur Autotankstelle? Der Motor mit erneut gereinigtem Vergaser läuft besser, aber immer noch nicht perfekt. Hm.

Die neue Rettungsinsel ist da und sie passt von der Länge und Breite her in unsere alte Halterung am Heckkorb. So weit gut, aber sie ist zu dick. Aus Draht werden kleine Zwischenstücke gefertigt, jetzt passt es.

Eine Danbuoy haben wir uns auch gegönnt, dieses Sicherheitsequipment einer selbstaufblasenden Notboje fehlte uns bisher. Im Hintergrund kann man auch die neue zusätzliche Abstützung des Windgeneratormastes zum Davit sehen, die mehr Stabilität und damit Ruhe bringt.

Schon länger habe ich eine Spinlock-Klemme liegen, da das Spinnakerfall der Flora bisher nur auf der Winsch oder einer Klampe dahinter belegt werden kann. Jetzt komme ich dazu, sie am Mast anzunieten, aber natürlich muss ich sie dazu erstmal auseinandernehmen und dann mit Wiebkes Hilfe (man braucht mehr als zwei Hände, damit die Teile nicht herausfallen) am Mast wieder zusammenbauen, dazu muss ich Wiebke von ihren Reinigungs- und Stauarbeiten im Schiff loseisen.

Die Leine des Großsegelausholers zeigt im gespleißten Auge (auf das ich so stolz war) Verschleißerscheinungen im Mantel, der Dyneema-Kern liegt schon teilweise bloß. Wir kürzen die Leine und versehen sie mit einer Kausch (einer Metallverstärkung, um die die Leine läuft). Die alte Leine kann ich aber nicht erneut spleißen, diesmal muss es ein Knoten mit Takling tun.

Dienstag streikt das achtete Bordklo, es pumpt nicht ab, die Elektropumpe quirlt nur. Meine Lieblingsaufgabe 🥺. Erstmal mit einer Handpumpe absaugen. Dann in Einzelteile zerlegen. Pumpe und Dichtung scheinen in Ordnung, also den Schlauch bis zum Ventil abbauen.

Sieht hier noch nach Durchsatzverengung aus, ist innen aber komplett zu. Urinstein blockiert den Durchlass. Was ich bisher nur gelesen hatte wird jetzt Realität: der steife Geruchs dichte Spezialschlauch muss mit Kraft auf den Boden geschlagen werden, dann bröseln die Steine langsam heraus. Im Stutzen funktioniert das leider nicht, auch Einlegen in Essig hilft bei dieser Stärke nur bedingt. Mit Hammer und Schraubenziehern wird der Stein herausgemeißelt.

Und der Wassersammler?

Findet am Dienstag auch endlich in den Motorraum (es ist die schwarze Schlauch/Edelstahl-Konstruktion rechts unten im Bild). Links daneben mit dem kleinen roten Punkt ist die neu eingefügte Opferanode, die bei unserem Volvo aus unerfindlichen Gründen nicht serienmäßig verbaut ist, hoffentlich aber künftig hilft, Korrosion zu begrenzen.

Der anschließende Motoröl- und -Filterwechsel bringt weitere Ausflüge zum Westmarine Bootsausrüster. Wenn ich schon an der Quelle sitze, möchte ich mein mitgeführtes Volvo-Ersatzöl nicht verwenden, aber die erhältlichen Öle haben andere Spezifikationen (VDS 4-5 statt VDS 3 und auch abweichende API). Googeln bringt nur bedingt Licht ins Dunkel. Chief Jan stellt aber aus Hamburg die Ferndiagnose “abwärtskompatibel” und schickt mir gleich eine Übersicht zu den verschiedenen Normen.

Nur: meine Ballon-Ölabsaugpumpe stellt den Dienst ein und widersetzt sich auch unseren Reparaturversuchen. Ich kaufe eine Ölpumpe mit Bohrmaschinenantrieb, aber der Akkuschrauber reicht dafür wohl leider doch nicht. Also nochmal hin und doch die große unhandliche und stauraumfressende 6,9 l Säulenabsaugpumpe. Die allerdings funktioniert dann prächtig.

Bei der Gelegenheit (Westmarine) versuche ich auch ein neues Leuchtmittel für unseren Kühlschrank zu kaufen, natürlich gibt’s nicht das exakt gleiche. Entweder gleiche Länge ODER gleiche Dicke wie unsere defekte, einer Glassicherung nicht unähnliche Birne. Also dann gleiche Länge. Einbau und – wow, die werden aber schnell heiß. Hm. Na ja, der Kühlschrank bleibt ja nicht lange offen. Und die mechanische Abschaltung beim Schließen des Deckels scheint zu funktionieren, oder? Schnell mal einen Tip von der Samai befolgt, Handy auf Video und in den Kühlschrank, Klappe zu. Klappe auf, Kontrolle des Videos: nein, leider nicht. Kein Wunder, dass die alte Lampe durchgebrannt ist. Und mit unpassender Birne wird es erst recht nichts. Muss der Kühlschrank halt noch erstmal dunkel bleiben. Man kann nicht alles haben. 😉

Und dass wir hier noch länger als ursprünglich gedacht geblieben sind hat auch sein Gutes. Unverhofft laufen Helena und Steve mit der Amalia in Herrington ein, wir freuen uns beide sehr über das Wiedertreffen.