Ua Pou

Mit einem Zwischenschritt über die Baie de Controleur segeln wir zur nächsten Insel der Marquesas: Ua Pou. Unterwegs fangen wir endlich mal wieder einen Thunfisch. Perfekte Größe für uns, etwa 90 cm lang und damit beim Hereinholen noch vernünftig zu handhaben, gleichzeitig aber mit fast zwei Kilogramm Filet auch für drei Personen ausreichend für mehrere Hauptmahlzeiten und trotzdem noch im Kühlschrank unterzubringen.

Trotz der auffällig gelben Flossen ist das übrigens kein Gelbflossen-Thunfisch, sondern ein Großaugen-Thunfisch. Beim Gelbflossen-Thunfisch wären die gelbe Zweite Rückenflosse (Dorsal Fin) und die Afterflosse wesentlich länger, schmaler und sichelförmiger (ähnlich der Brustflossen, nur eben gelb).

So oder so, wir machen gleich am ersten Abend dreierlei vom Fisch daraus: Sushi, Sashimi und zart angebratenes Thunfischfilet.

Die Überfahrt nach Uta Pou ist dann durchaus sportlich, kräftige Böen bis 28 kn pfeifen durch die Meerenge zwischen Nuku Hiva und Ua Pou. Eine kleine Fähre geht nahe an uns vorbei. Die Gischt an ihrem Bug illustriert den Zustand der See recht gut:

Aber unser Kurs ist nur etwas vorlicher als Halbwind, in weniger als 4 Stunden haben wir die 28 Seemeilen der Passage bewältigt.

Im Windschatten von Ua Pou beruhigt sich auch der Seegang.

Allerdings ist der Ankerplatz von Hakahetau dafür bekannt, dass hier fast immer Schwell hinein steht. Die Easy One ist schon seit zwei Tagen da und Andreas Schilderungen sind ziemlich abschreckend: “Wiederlich und zermürbend” war die Beschreibung am ersten Tag, “Mies und echt räudig” am zweiten. Nach der Wetterlage müsste es inzwischen eigentlich besser sein, aber …

Die hohen Basaltkegel auf dieser Insel zeigen sich schon von weitem. Sie sind die Magma-Schlote längst erodierter Vulkane und geben Ua Pou ein unverwechselbares Gesicht. Bis über 1.200 m ragen sie empor, die höchste Erhebung der Marquesas. In der Legende, nach der alle Inseln der Marquesas Teile eines Hauses sind, stellt Ua Pou (= zwei Säulen) die geschnitzten Pfeiler dar, die das Dach tragen. Ein nahe liegendes Bild.

Wir schaffen es, noch rechtzeitig in der Ankerbucht von Hakahetau anzukommen um unsere Schweizer Freunde Barbara und Ralph mit ihrer “Lille Venn” zu erwischen. Die sind zwar schon auf dem Sprung zur Weiterreise im ihren Gästen, aber wir haben – gemeinsam mit Andrea und Ingo von der “Easy One” – noch einen wundervollen Abend, von Barbara aufs Leckerste bekocht. Es ist so schön, die beiden nach drei Jahren endlich wieder getroffen zu haben.

Photo credit: Ingo, SY Easy One

Früh am nächsten Morgen sind die Schweizer verschwunden. Mit Andrea und Ingo machen wir uns auf zu unserer ersten Wanderung auf Ua Pou. In der Noforeignland-App sehen wir, dass wir nahe am Dinghydock (gegen Gebühr von ca 5 $) unseren Müll abgeben können. Eine gute Gelegenheit, denn das ist auf den Marquesas nicht überall möglich. Beim Bezahlen kommen wir mit Eveline ins Gespräch. Es stellt sich heraus, dass sie (in 4. Generation) die Bürgermeisterin des Tals ist. Als wir nach den Pflanzen in ihrem Garten fragen, die über an Stangen aufgespießten Kokosnussschalen ranken, zeigt sie uns ihren Vanille-Anbau. Und damit nicht genug, sie erklärt uns auch, wie nach der Ernte mit den Schoten verfahren werden muss und schenkt uns zum Abschied sogar einige Vanilleschoten. Ein weiteres beeindruckendes Beispiel der polynesischen Gastfreundschaft.

Jetzt aber los auf die Wanderung, immerhin haben wir uns gleich zwei Ziele vorgenommen. Zuerst machen wir uns auf den Weg zu Schoko-Manfred.

Der an der Elbe bei Boitzenburg aufgewachsene Deutsche hat sich nach einem ziemlich bewegten Lebenslauf hier niedergelassen und eine kleine Schokoladenmanufaktur aufgebaut. Auch wenn er seine Rezeptur und die Konstruktion seiner selbstgebauten speziellen Kakaobohnenmühle inzwischen verkauft hat, ist ein Besuch bei ihm auf seinem abgelegenen Grundstück oben im Wald quasi ein Muss, sofern man sich vom bekanntermaßen zotigen Humor von Schoko-Manfred nicht abschrecken lässt.

Andrea und Ingo waren zwar schon da, kommen aber trotzdem wieder mit. Andrea hat sogar extra ihren selbst gemachten Schoko-Likör mitgebracht. Lecker!

“Schoko-Manfred” mit keimenden Kakaobohnen

So richtig Stimmung kommt aber trotzdem nicht auf. Manfred und seine Frau wirken müde. Wir ertragen die abgedroschenen (erwartet) derben Witze und kosten die leckere Manufaktur-Schokolade, von der dann auch einige Tafeln auf die Flora wandern.

Unser nächstes Ziel ist umso stimmungsvoller. Auf einem jetzt viel kleineren Pfad wandern wir zum Hakahetau- Wasserfall.

Ein erfrischendes Bad in dem wunderschönen Kessel, in den der Wasserfall hineistürzt ist ein zusätzlicher Lohn dieses Hikes.

Photo credit: Ingo, SY Easy One

Und dann zurück zum Ankerplatz. Ein bisschen Schwell ist schon noch da, o.k.

Aber inzwischen lassen sich die Bedingungen wirklich gut aushalten und mal ganz ehrlich, wie genial ist denn eigentlich dieser Blick?