Unser Roadtrip fĂŒhrt uns weiter durch Minnesota hinauf in Richtung der GroĂen Seen. ZunĂ€chst weiter durch flache Landschaft mit viel Landwirtschaft, schnurgerade StraĂen. Abwechslung bringen die immer mal wieder in Gegenrichtung vorbeifahrenden HĂ€user đ.

Eine Zwischenstation machen wir noch, wir ĂŒbernachten in Minneapolis. Anders als der Name vermuten lĂ€sst, ist das zwar die gröĂte Stadt, nicht aber die Hauptstadt von Minnesota. Diesen Titel fĂŒhrt das gleich nebenan ein paar Meilen flussabwĂ€rts am Mississippi liegende St. Paul. Gemeinsam bilden sie die Metropolregion âTwin Citiesâ. FĂŒr uns eine WundertĂŒte, wir wissen nicht so recht, was uns erwartet. Als Volltreffer erweist sich der Tip, nicht direkt zum Stadtzentrum, sondern zunĂ€chst entlang der âChain of Lakesâ zu fahren. Der inoffizielle Beiname von Minnesota ist âland of 10.000 lakesâ, tatsĂ€chlich ist die Zahl der Seen sogar noch gröĂer. Und selbst das Stadtgebiet von Minneapolis trĂ€gt dazu bei. Neben vielen kleineren WasserflĂ€chen am markantesten mit eben dieser Kette von Seen, der gröĂte (Bde Maka Ska / See der weiĂen Erde) etwas gröĂer als die AuĂenalster. Auch die Villen am Ufer, die Parks und die Wassersportmöglichkeiten mĂŒssen sich hinter denen an Hamburgs zentralem Wasser nicht verstecken. Nur eben, dass es hier gleich eine Kette von Seen gibt. An denen entlang fahren wir in Richtung Downtown. Gleich gegenĂŒber vom Hotel liegt ein groĂes Theater in futuristischem Design, das Guthrie Theater. Kein Wunder, schlieĂlich ist die Pro-Kopf-Dichte an Theatern auĂer in New York nirgends in den USA so hoch wie in Minneapolis. Hatten wir so nicht erwartet.
Eine weitere Besonderheit in Minneapolis ist historisch bedingt: durch mit Wasserkraft betriebene sehr effektive GroĂ-MĂŒhlen wurde hier, am Oberlauf des schiffbaren Mississippi besonders feines Mehl gemahlen. So wurde die Stadt zwischen 1880 und 1930 zu einem der wichtigsten Standorte fĂŒr die Mehlproduktion in den USA. Zudem konnte das Mehl ĂŒber den Fluss und die Eisenbahnlinie nach Chicago auch gĂŒnstig an die Abnehmer weitergeleitet werden. Die riesigen Pillsbury und Gold Medal Flour Reklamen auf den historischen Produktionsanlagen und Speicher zeugen noch heute davon.


In die erhaltenen Ruinen in Downtown hinein wurde das moderne âMill City Museumâ hineingebaut, am Tag unseres Besuchs war es allerdings leider geschlossen. Also trotz der KĂ€lte noch ein Gang ĂŒber die alte EisenbahnbrĂŒcke, die heute die beiden Ufer fĂŒr FuĂgĂ€nger und Radfahrer verbindet.
Ein weiteres Industriedenkmal besichtigen wir am nÀchsten Tag bei einem Stop in Duluth.

Die HubbrĂŒcke wurde 1905 als SchwebefĂ€hre gebaut, spĂ€ter umgebaut und 1930 in jetziger Form eröffnet. GröĂere Frachtschiffe, insbesondere die âLakerâ können so durch den unter ihr verlaufenden Kanal in den Hafen von Duluth einlaufen, der dadurch an Bedeutung fĂŒr den Verkehr auf den groĂen Seen gewann.
Das Museum gleich neben der HubbrĂŒcke informiert ĂŒber die speziellen Laker, schlanke (wegen der Schleusen) Frachtschiffe, oft mit dem Steuerhaus vorn auf dem Bug. Sie transportierten neben anderen GĂŒtern Getreide und vor allem Eisenerz ĂŒber die groĂen Seen und zum Teil den Sankt Lorenz Strom hinunter. Insbesondere aber auch zu den Stahlwerken an den unteren Seen.

Spannend auch die groĂen Seen selbst:

Das obere Schaubild zeigt das Volumen der Seen (das etwa dem der Ostsee entspricht) und die unterschiedlichen Höhenlagen einschlieĂlich der sich daraus ergebenden Niagara-FĂ€lle. Das untere Relieffpanorama macht auch deutlich, wie wir uns hier, am Ostende des Lake Superior (Oberer See) relativ zu Lake Michigan, Lake Huron, Lake Erie und Lake Ontario befinden.
Diese riesigen Inlands-Wassermassen sorgen auch fĂŒr besondere Klimabedingungen – eben die âLake Effectsâ. Im Winter kann das zu plötzlichem extrem starken Schneefall fĂŒhren, so wie es gerade in dieser Woche wieder in der Gegend der unteren Seen auftrat. Polar kalte Winde Streifen dann (zumeist von Nordwesten her) ĂŒber die noch relativ warmen Seen, der aufgenommene Wasserdampf geht am Lee-Ufer als Schnee nieder.
Am Nordwestufer des Lake Superior entlang fahren wir zum GlĂŒck ohne aktuellen Schneefall durch eine wunderbare Winterlandschaft. Unsere Segelfreunde Kim und Chuck (La Rive Nord) haben uns nach Lutsen eingeladen, kurz vor der Kanadischen Grenze. Wir haben die beiden an der US-OstkĂŒste kennengelernt, unterwegs in Antigua, Puerto Rico, den Bahamas und Annapolis wieder getroffen und sind immer in Kontakt geblieben.
Sie haben ihr altes Haus in Lutsen verkauft, das neue ist noch im Bau. So wohnen wir gemeinsam mit ihnen im Haus ihrer Freunde. Mitten im Ahorn-Wald, einige Kilometer auĂerhalb des Ortes.

Mit Chuck machen wir unsere erste Schneeschuh-Wanderung, hinunter zum Fluss. Es ist herrlich, wobei: nicht immer ist die Natur im tief verschneiten Wald unberĂŒhrt. Was sind das fĂŒr SchlĂ€uche zwischen den BĂ€umen?


Na klar: hier wird Ahornsirup gemacht. Die BĂ€ume werden angezapft, die FlĂŒssigkeit dann per Vakuum aus den SchlĂ€uchen gesaugt und verarbeitet, etwa 40 Liter Saft benötigt man fĂŒr einen Liter Ahornsirup.



Der Saft flieĂt nur, wenn die BĂ€ume am Ende des Winters NĂ€hrstoffe von den Wurzeln zu den Trieben zu transportieren beginnen, es nachts friert und tagsĂŒber Plus-Temperaturen herrschen. Und auch sonst ist es tricky, je nach Periode werden unterschiedlich dunkle und unterschiedlich schmeckende SĂ€fte abgegeben, die dann nach Verdickung zu dem gewĂŒnschten Sirup zusammengestellt werden (blending).
Carrey und Michael erklĂ€ren uns das in einem kleinen NebengebĂ€ude ihres Hauses, der AbfĂŒllerei ihres preisgekrönten âWild Country pure Maple Syrupâ.




Aber auch Kim und Chuck produzieren in Lutsen Lebensmittel: unser nĂ€chster Ausflug fĂŒhrt in ihre Weinkellerei, die âNorth Shore Wineryâ.




Trifft sich doch gut, dass sie dort heute auch noch Live-Musik veranstalten đ.
Ausklingen lassen wir das Ganze am Lagerfeuer im Schnee zurĂŒck bei Carrey und Michael:

AusflĂŒge in die Umgebung mit ihrer herrlichen Natur, mehrfach wunderbare Bewirtung bei Freunden, spannende VortrĂ€ge und Anschauungsunterricht im Schneeschuhbau bei der Folk School, die Tage mit Kim und Chuck vergehen unfassbar schnell.


Danke fĂŒr die wunderschöne Zeit mit Euch!
FĂŒr uns geht es auf unserem Roadtrip weiter, zunĂ€chst durch Wisconsin und Illinois nach Chicago am SĂŒdwestufer des Lake Michigan. Es ist schon dunkel als wir dort ankommen.


FrĂŒhe Weihnachtsbeleuchtung und der Beginn der legendĂ€ren Route 66 fallen ins Auge, aber die geschĂ€ftige Stadt bleibt doch nur eine Durchgangsstation, wir fahren nach einer kleinen Tour durch Downtown doch noch bis kurz vor Mitternacht weiter, rasten erst hinter Indianapolis in Indiana. Dann am darauffolgenden Tag weiter durch Ohio, West Virginia und Pennsylvania nach Maryland. Ganz schön viel Strecke in zwei Tagen, aber wir kommen gut (und wie geplant rechtzeitig vor Thanksgiving) bei unseren Freunden Greg und Michael in der NĂ€he von Washington DC an.
Dort ist noch ein bisschen Ruhe angesagt und dann fliegen wir auch schon bald nach Deutschland. Der erste Teil (also West nach Ost) unseres Roadtrips durch die USA liegt schon hinter uns. Anfang Februar werden wir wieder in die USA fliegen. Dann soll der zweite Teil des Roadtrip-Abenteuers folgen, ĂŒber eine etwas sĂŒdlichere Route zurĂŒck von der OstkĂŒste nach Westen und nach Vancouver Island.
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Tolle BlogbeitrÀge, die wir immer gerne lesen.
Weiter gute Reise zu Land, zu Wasser und durch die Luft.
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Dankeschön đ
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Das sieht ja ziemlich chilly aus.
Happy Thanksgiving!
Ich erinnere mich gerade an einen sehr netten Farmers Market in Washington, ziemlich gehoben alternativ… da könnte frau heute Turkey-Pumpkin Pie-und-Cranberry Sauce-mĂ€Ăig in die vollen gehen.
Viel SpaĂ!
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