Um 10:30 gehen wir Anker auf, winken noch einmal Ute und Russ auf der Tairua und sagen Sint Maarten đžđœ Good Bye. Wir wollen ein kleines Wetterfenster nutzen, das sich nur bis zum nĂ€chsten Morgen auftut. Danach soll sich das riesige Sturmtief bemerkbar machen, das sich derzeit ĂŒber dem Nordatlantik austobt. Sebastian Wache von unserem deutschen Dienst Wetterwelt in Kiel berichtet von 15 hohen âsignifikantenâ Wellen in diesem Tief, wobei einzelne Wellen gut die doppelte Höhe erreichen können. Das ist zwar weit weg, aber der Wetterdienst fĂŒr die USVI (durch die wir hindurchfahren) hat eine explizite Warnung vor âhazardous wave conditionsâ bis 20 FuĂ Höhe (etwa 7 m) ab Samstag frĂŒh herausgegeben. Dann wollen wir bereits in Puerto Rico sein, allerdings dĂŒrfen wir auch nicht zu frĂŒh auf Culebra eintreffen, denn die Einfahrt in die geschĂŒtzte Bucht dort fĂŒhrt gewunden und eng durch Riffe. Tageslicht ist angeraten. 127 Seemeilen liegen vor uns, das sollte passen und uns genug Gelegenheit geben, durch Tempoanpassungen pĂŒnktlich anzukommen. FĂŒr den Anfang ist eher wenig Wind vorausgesagt, aber wir werden positiv ĂŒberrascht. TatsĂ€chlich finden wir ideale Bedingungen fĂŒr unseren Code0 und mit rund 5 kn plus unterstĂŒtzendem Strom segeln wir ganz gemĂŒtlich ĂŒber die ruhige See.


Als der Wind dann doch noch etwas nachlĂ€sst, nehmen wir den Motor dazu und nutzen das um auch den Wassermacher anzuwerfen. Der lĂ€uft zwar ĂŒber die 12-Volt-Anlage, zieht aber etwa 38 Amp um 50 Liter Wasser zu machen.
Wir können diesen Teil der Passage sogar auf dem Vorschiff genieĂen, ein seltenes Privileg. Unterbrochen oder besser gesagt, getopt, von einem Angelerfolg. Eine schöne groĂe King Mackarel geht an eine unserer beiden Schleppangeln. Drei Viertel von ihr bekomme ich auch an Bord, nur den Schwanz beiĂt am Ende noch eine groĂe Golddorade ab. Gibt aber trotzdem noch genug Filets fĂŒr drei Tage. Durch den abgebissenen Schwanz gibtâs allerdings etwas Blut aufs Teakdeck, da sind wir mit der sonst so hilfreichen Filetierungswanne aus der Backskiste einfach nicht schnell genug. đ


Der Wind hat dann ein Einsehen, nimmt der Vorhersage entsprechend wieder zu und lÀsst uns unter Code0 in den Sonnenuntergang und die Vollmondnacht gleiten.

Beim ersten Wachwechsel um 22.00 rollen wir den Code0 dann aber weg, 8 Knoten ĂŒber Grund sind einfach zu schnell fĂŒr unsere geplante Ankunftszeit, wir wechseln auf die Fock und reffen sogar noch das GroĂ, damit passt es wieder. TatsĂ€chlich erreichen wir kurz nach Sonnenaufgang die Ansteuerungstonne und laufen bei noch geringer Welle vom maximal einem Meter in Culebra ein.
Nach dem Aufklaren der Flora und CrĂȘpes zum FrĂŒhstĂŒck steht das Einklarieren an. ZunĂ€chst versuchen wir uns ĂŒber die CBP-Roam-App anzumelden, aber das stöĂt auf Schwierigkeiten. Wir haben noch keine Telefon-/Datenkarten, und die bisher so zuverlĂ€ssige virtuelle SIM in Wiebkes GlocalMe scheint zu zicken, der letzte BestĂ€tigungsschritt in CBP-Roam will nicht klappen. Laut TörnfĂŒhrer soll die Einklarierung bei der CBP (Customs and Border Patrol nahe am Dinghysteg erfolgen. Pustekuchen, da ist nichts. Ich werde zur Polizei verwiesen und von denen zum Flughafen. Das ist aber alle ganz gut fuĂlĂ€ufig zu machen.

Am Flughafen residiert aber natĂŒrlich nicht nur die CBP (das hĂ€tte ich allein machen können) sondern die nimmt gleich auch die Aufgaben der Immigration wahr. Also einmal zurĂŒcklaufen, Wiebke mit dem Dinghy abholen und wieder zum Flughafen, denn die âImmigrationâmöchte uns beide sehen. AnfĂ€ngerfehler! Die von uns vorab ausgefĂŒllten Formulare CBP Form 1300 und CBP Form I-418 (gelten fĂŒr die gesamten USA und auch USVI und Puerto Rico) soll ich aber schon mal da lassen, die PĂ€sse mit den USA-Visa auch. AuĂerdem war ja vorher schon eine âOnline Travel Declarationâ auszufĂŒllen, die findet sich auf der Regierungs-Webseite fĂŒr Puerto Rico. Das dabei hochzuladende Ergebnis unserer Covidtest kam rechtzeitig vor der Abreise in Sint Maarten per Email. Aus den Ankreuzmöglichkeiten der Travel Declaration ergibt sich ĂŒbrigens, dass wir den Covidtest theoretisch auch in Puerto Rico machen könnten, dann allerdings bis zum Ergebnis in QuarantĂ€ne wĂ€ren. Auf unsere Nachfrage sagt uns die CBP, ein Test wĂ€re âwohlâ auch im kleinen Krankenhaus hier in Culebra möglich. FĂŒr Segler mit mehr als 72 Stunden Anreise (ab Test!) wĂ€re das aber immerhin eine Möglichkeit.
Als wir auf der Suche nach einem WLAN zur Aktivierung unserer US-Telefonkarte im Ort sind, treffen wir die Crews der âRive du Nordâ und der âValentinâ wieder und schnacken kurz. Schön, da fĂŒhlt man sich doch gleich gut aufgenommen.
Im WLAN erfahren wir dann auch, dass die CBP-Roam-App sehr wohl funktioniert hat und uns der zustĂ€ndige Officer per Videocall ĂŒber die App und per Telefon vergeblich zu erreichen versucht hat. Deshalb teilt er uns per Email mit, dass wir unverzĂŒglich zur CBP am Flughafen in Culebra zum Einchecken mĂŒssen. Gut, dass haben wir ja ohnehin gemacht âșïž.
Ein wenig Boatwork ist auch fÀllig, wieder mal meine LieblingstÀtigkeit. Diesmal im achteten Bad. Aber es gibt eine tolle Kompensation.
Zum zweiten Filet vom selbstgefangenen Fisch (das erste ging gleich fĂŒr Ceviche drauf) zaubert Wiebke an Bord heute Abend Pastinaken-Kartoffelstampf mit Lauch-Apfel-Beilage und Walnuss-Zitronen-Petersilien-Cremolata. Ein versöhnliches Hoch auch auf die Einkaufsmöglichkeiten auf der vorigen Insel in Sint Maarten.
Uns gehtâs gut, schön jetzt hier in Puerto Rico zu sein.

What a great post! Catching the Mackeral sounds like an exciting and messy ordeal. We’re jealous of your food and the code zero. Enjoy Puerto Rico.
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